Article
Neues Insolvenz-Regime in Deutschland?

Neues Insolvenz-Regime in Deutschland?

17. Oktober 2016

Der deutsche Gesetzgeber ist mit Anforderungen der EU konfrontiert, das aktuelle Insolvenzrecht zu aktualisieren. Das Ziel ist, eine vorinsolvenzliche Moderation zu etablieren, in der es vor allem um finanzielle Aspekte gehen soll. Diese Moderation soll Unternehmen die Chance bieten, sich ohne das Stigma und die Unannehmlichkeiten der klassischen Insolvenz zu restrukturieren. Das sogenannte "Scheme of Arrangement" aus Großbritannien dient als Vorlage für die Diskussionen.

Deutschland rechnet mit ersten konkreten Vorgaben aus Brüssel gegen Ende Oktober. Längst haben sich Restrukturierungsexperten gegenüber der Politik positioniert, um auf einige wichtige Aspekte hinzudeuten. Beim 15. (jährlichen) Bankensymposium in Berlin hat Roland Bergers Deutschland-Geschäftsführer Sascha Haghani intensiv mit Experten aus Politik, Banken, Insolvenzverwaltern und Anwälten darüber diskutiert. Dabei sind wesentliche Erwartungen formuliert worden.

  • Der Moderationsprozess solle zügig sein, jedoch bestimmt, was Zeit, Form und Voraussetzungen angeht.
  • Das vermeintliche Stigma der Insolvenz soll vermieden werden.
  • Es darf keinen Missbrauch geben und keine falschen Anreize, um einfach und schnell Schulden loszuwerden.
  • Die Moderation soll nicht nur finanzielle Aspekte abdecken, sondern möglichst auch operative Ursachen thematisieren, die zur Krise geführt haben.
  • Wenn die Moderation scheitert, muss sie zur regulären Insolvenz führen.
  • Minderheiten unter den Kreditgebern müssen geschützt werden, doch sollten Mehrheitsentscheidungen mit 75% der Stimmrechte möglich sein.

Die Debatte über das Insolvenzrecht wird intensiv bleiben. Das neue Regime wird garantiert die aktuellen Rollen in der Restrukturierungsszene verändern. Wir sind sicher, dass professionelle Koordination und Stakeholder Management noch wichtiger werden.

Lesen Sie auch: Restrukturierung in unsicheren Zeiten