Von Burkhard Schwenker

Was können wir unternehmerisch aus der Corona-Krise lernen? Wie können wir besser mit Ungewissheit umgehen? Wir zeigen drei Ansatzpunkte, die eine Richtung aufzeigen können: Erstens, dass Ungewissheit, nicht zuletzt durch Corona, ein ganz reales Phänomen ist, mit dem wir uns auseinandersetzen müs­sen. Zweitens, dass uns das Denken in Trade-offs und das Zulassen von "Organizational Slack" Spielräume verschaffen kann, um besser mit Ungewissheit um­zu­gehen. Und drittens, dass der Schlüssel zu allem in einem Denken in Szenarien liegt. Oder besser: in der Entwicklung von Szenarien (oder Zukunftsbildern), die einen echten Denkrahmen für unternehmerische Entscheidungen aufspannen.

Zukunftsbilder – oder Szenarien – spielen eine entscheidende Rolle, um die unternehmerischen Lehren aus Corona richtig umzusetzen. Und natürlich auch, um überhaupt eine Projektion zu finden, an der Entscheidungen und Strategien festgemacht werden können. Allerdings sind viele Szenarien aus unserer Sicht doch nur um eine Fortschreibung des Status quo. Häufig in Form von Zahlen, kombiniert zu einem "Best und Worst Case" – um dann doch nur den "mittleren Case" zu verfolgen.

Wir skizieren deshalb ein besseres, ein robusteres Vorgehen. An konkreten Beispielen zeigen wir, wie Szenarien gestaltet werden, die

• uns dazu anhalten, unkonventionell zu denken und unsere Prämissen und eingefahrenen Denkrichtungen gezielt zu hinterfragen;
• Interdependenzen und Spill-over- oder "Ansteckungseffekte" einfangen, also von vornherein mehrdimensional angelegt werden;
• trotzdem eindeutig genug formuliert sind, um Entscheidungen daran zu orientieren – Schwammigkeit hilft nicht weiter;
• modular und vernetzt konstruiert sind, um im Zweifel schnell von einem Szenario auf ein anderes umzusteigen.

In einem zweiten Schritt zeigen wir, wie Szenarien tatsächlich operationalisiert werden. Also: Vom Szenario zum Tun! Anders gesagt: Der konkreten Ableitung strategischer Maßnahmen.

Das setzt ein verändertes Verständnis von Strategie voraus: Strategien sind nicht das Ergeb­nis eines (einmaligen) Analyseprozesses, der sofort die "richtigen" Antworten liefert und dessen Antworten dann nur noch umgesetzt werden müssen. Vielmehr sind Strategien dynamisch und müssen permanent an veränderte Umwelt­ge­ge­ben­heiten angepasst werden. Szenarien liefern dafür das Denkgerüst, das im klassischen Strategieprozess fehlt. Anders gesagt: Der Wert einer Strategie liegt weniger im Ergebnis, sondern vor allem im Prozess!

Co-authored by Prof. Dr. Torsten Wulf, Leipzig Graduate School of Management