Teilweise Erholung: Wie drei Trends den Fernreiseverkehr verändern

Von Didier Bréchemier

Bis 2020 verzeichnete der Fernverkehr (Reisen über 250 km oder 150 Meilen) drei Jahrzehnte lang ein Rekordwachstum. Als die Pandemie ausbrach, sank die Nachfrage jedoch bei allen Verkehrsträgern um 40 % - allein der Flugverkehr ging um 66 % zurück.

Während eine ermutigende Erholung im Gange ist, hat sich die Lust der Reisenden auf Fernreisen für immer verändert, so eine aktuelle Studie von Roland Berger. Sobald die Pandemie vorbei ist, wird die Zahl der Privatreisen um 20 % zurückgehen , so unsere Umfrage unter 7.000 Reisenden aus den USA, China und Europa.

Mit der weltweiten Einführung von Videokonferenzen wird der Geschäftsreiseverkehr noch stärker zurückgehen : Wir erwarten einen Rückgang der Fernreisen um 24 % in den USA und Europa und um 21 % in China. Darüber hinaus werden sich Flug- und Geschäftsreisen unseren Daten zufolge am langsamsten erholen, wobei der Geschäftsreiseverkehr in Europa das Niveau von 2019 erst 2030 erreichen wird.

Welche Faktoren verhindern eine vollständige Erholung im nächsten Jahrzehnt? Auf der Grundlage unserer Untersuchung der Markttreiber, der oben genannten Umfrage und der Interviews mit 200 Branchenexperten glauben wir, dass Reisebewusstsein, ökologische Nachhaltigkeit und Mobilitätsinnovationen die Nachfrage nach Fernreisen in Zukunft erheblich verändern werden.

Der Einfluss von Bewusstsein, Nachhaltigkeit und Innovation

Unseren Untersuchungen zufolge werden die folgenden drei Trends den Fernreiseverkehr in absehbarer Zukunft teilweise einschränken:

1. Reisebewusstsein. Aufgrund von Videokonferenzen oder der Sicherheit, zu Hause zu bleiben, wollen die Menschen einfach nicht mehr so viel reisen wie früher. In der Geschäftswelt haben sich sowohl die Videokonferenzen als auch die Richtlinien für Geschäftsreisen geändert. Die HSBC-Bank beispielsweise geht davon aus, dass ihre künftigen Reisekosten nur noch die Hälfte dessen betragen werden, was vor der Pandemie der Fall war. In unserer Prognose gehen wir von einem Rückgang der Geschäftsreisen nach der Pandemie um 12 % allein in Europa aus, mit geringeren, aber immer noch messbaren Rückgängen in den USA und China.
2. Nachhaltigkeit. Die weltweiten Bemühungen um eine Verringerung der Kohlendioxidemissionen bis 2030 wurden durch die ermutigenden Emissionssenkungen während der Pandemie noch verstärkt. Infolgedessen zwingt der Druck von Regierungen, Verbrauchern, Investoren und Arbeitnehmern die Unternehmen dazu, ihr Verhalten zu verbessern, insbesondere die Unternehmen der Reisebranche. Flug- und Straßenverkehr sind die Hauptziele, da sie zusammen 86 % der globalen Gesamtemissionen im Jahr 2019 ausmachten. Einfach ausgedrückt, glauben wir, dass der grüne Nachhaltigkeitstrend sowohl den privaten als auch den geschäftlichen Reiseverkehr um 4 % des Niveaus vor der COVID einschränken und den internationalen Reiseverkehr um 10 % und den kontinentalen Reiseverkehr um 2 % reduzieren wird.
3. Innovative Mobilität. Während sich die Auswirkungen der beiden vorangegangenen Trends negativ auf den Fernreiseverkehr auswirken dürften, die Auswirkungen der Mobilitätsinnovation wahrscheinlich neutral sein. Neue Mobilitätsformen befinden sich noch in der Entwicklung und werden wahrscheinlich nicht vor 2030 eine Marktdurchdringung erreichen. Technologien wie autonome Fahrzeuge, Passagierdrohnen und Hyperloop-Systeme könnten jedoch mittel- bis langfristig der Straße und der Schiene Marktanteile abnehmen. Diese Technologien stehen jedoch noch vor erheblichen Herausforderungen in Bezug auf Umfang, Technik und Infrastruktur und werden bis 2030 voraussichtlich nicht mehr als 2 % Marktanteil erreichen. Während ihre kurzfristigen Auswirkungen neutral sein werden (0 %), werden sich die neuen Mobilitätsformen mittel- bis langfristig positiv auswirken, insbesondere im kontinentalen und inländischen Flug- und Bahnverkehr.

Wie die Fernreiseindustrie reagieren kann

Natürlich werden die Menschen nicht aufhören, aus privaten und geschäftlichen Gründen lange Strecken zu reisen. Aber die geringere, wenn nicht gar negative Stimmung gegenüber Fernreisen wird die Reisebranche in den nächsten zehn Jahren zweifellos zu spüren bekommen. Wir glauben zwar, dass die Nachfrage in den nächsten Jahren weitgehend zurückkehren wird, aber eine vollständige Erholung ist nicht zu erwarten, und die teilweise Erholung wird in Europa deutlich langsamer verlaufen.

Kurzum, unsere Forschung und unsere Überzeugung zeigen, dass die Nachfrage anders sein wird als bisher. Mehr Menschen werden mit dem Zug reisen wollen, umweltfreundliche Fluggesellschaften bevorzugen und Geschäftsreisende werden seltener, aber länger verreisen.

Folglich müssen sich die Akteure der Branche an diese neue Normalität anpassen und zwar schnell. Sie müssen neue Kundensegmente erschließen, ihre Betriebsmodelle überdenken und ihre Bemühungen um Nachhaltigkeit verstärken. Außerdem müssen sie digitale Fähigkeiten entwickeln und die Zusammenarbeit mit relevanten Partnern ausbauen, um die erwarteten Lücken im Fernverkehr zu schließen.

Wenn Sie mehr erfahren möchten, lesen Sie bitte unseren ausführlichen Bericht "All Change: How Covid-19 has disrupted the future of long-distance mobility" oder kontaktieren Sie uns.

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