Die deutsche Industrie trotzt den Energiepreisschocks
Die Industrie hatte im vergangenen Jahr neben stark gestiegenen Erzeugerpreisen, Lieferkettenproblemen und dem Fachkräftemangel vor allem historisch hohe Energiekosten zu bewältigen. Diese hohen Energiekosten und die Sorge vor einer Gasmangellage veranlassten Unternehmen, vor allem den Verbrauch von Gas durch Einsparungen und Substitution zu reduzieren. Obwohl das produzierende Gewerbe 25% weniger Gas als in den Vorjahren verbrauchte, ist die Produktion im produzierenden Gewerbe – exklusive Energie und Baugewerbe – um etwa 0,6% gestiegen. Sorgen bereiten allerdings die energieintensiven Wirtschaftszweige, die im November etwa 12,8% weniger produzierten als noch im Vorjahr.
Zuletzt haben sich die Geschäftserwartungen in der deutschen Wirtschaft mit Ausnahme des Baugewerbes allerdings wieder etwas aufgehellt. Tendenziell sind die Erwartungen aber noch deutlich unter dem Schnitt der Vorjahre. Einer der Gründe hierfür sind die rückläufigen Auftragseingänge. Diese lagen im November etwa 11% unterhalb des Vorjahresniveaus und sind auch im Vergleich zum Oktober 2022 um mehr als 5% gefallen. Grund hierfür ist die schwächelnde Nachfrage aus dem Ausland. Insbesondere die Nachfrage aus der Eurozone ist um 10,3% zum Vormonat gefallen. Dennoch sitzt die deutsche Industrie noch auf einem hohen Bestand an Aufträgen, die es abzuarbeiten gilt. So betrug die durchschnittliche Reichweite des Auftragsbestandes in der Industrie im November noch 7,3 Monate.
Es zeichnet sich eine Trendumkehr im Insolvenzgeschehen ab
Trotz der relativ robusten Entwicklung der industriellen Produktion in Deutschland mussten einige Unternehmen dem zuletzt schwierigen weltwirtschaftlichem Umfeld Tribut zollen. So ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit der Finanzkrise 2009 wieder gestiegen. Insgesamt haben im abgelaufenen Jahr mit 14.700 Unternehmen rund 4% mehr Unternehmen Insolvenz angemeldet als im Vorjahr. Nichtsdestotrotz bleibt festzuhalten, dass die befürchtete Insolvenzwelle nicht eingetreten ist. Das Insolvenzaufkommen blieb trotz schwierigen Umfelds weiterhin auf niedrigem Niveau.
Mit rund 175.000 Arbeitnehmern waren 2022 jedoch mehr Personen von Insolvenzen betroffen als im Jahr zuvor. Grund hierfür sind zahlreiche große Insolvenzfälle. Verglichen mit 2021 lag die Zahl der Insolvenzen bei Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten im vergangnenen Jahr um rund 25% höher. Den stärksten Anstieg an Insolvenzfällen musste im vergangenen Jahr das Baugewerbe mit einem Anstieg von 17,3% erleben. Auch im verarbeitenden Gewerbe war der prozentuale Anstieg mit 15,2% sehr hoch. Die meisten Insolvenzen gab es allerdings wie im Vorjahr im Dienstleistungssektor. Im Handel hingegen war die Zahl der Insolvenzen rückläufig.