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Zukunft des Retail Banking: Plattformen besetzen zunehmend die Kundenschnittstelle

Zukunft des Retail Banking: Plattformen besetzen zunehmend die Kundenschnittstelle

28. August 2018

Banken riskieren den Kontakt zum Konsumenten an Technologieanbieter und Fintechs zu verlieren

Online-Plattformen erreichen Millionen von Menschen, immer mehr Produkte und Dienstleistungen finden so ihren Weg zum Kunden. Das gilt auch und in zunehmendem Maße für Finanzprodukte, wodurch die Plattformbetreiber zu einer ernsthaften Konkurrenz für Retail-Banken werden. Diese stehen daher vor einer grundlegenden Entscheidung: Wollen sie sich zukünftig weiter an der Kundenschnittstelle positionieren und selbst aktiv Plattformen gestalten oder in Zukunft primär als Produktanbieter auftreten? Doch derzeit sind die meisten Banken damit beschäftigt, ihr bisheriges Geschäftsmodell zu digitalisieren – richtige Innovationen sind kaum in Sicht.

Die Digitalisierung hat zwar schon viele Prozesse im Retail-Banking deutlich beschleunigt, von der Kontoeröffnung über Kreditabschlüsse bis zu Baufinanzierungen. Doch meist beschränkt sich der Fortschritt auf klassische Bankprodukte, die heute online und mit digitalen Instrumenten abgewickelt werden können. Darüber hinaus sehen die wenigsten Banken sich selbst als Innovationstreiber. Bei der Umfrage für den "Europäischen Retail Banking Survey" nennen 47 Prozent die großen Technologieunternehmen und 42 Prozent Fintechs als Innovatoren, nur 2 Prozent die klassischen Retail-Banken.

An der Kundenschnittstelle wird es eng: Bankgeschäfte wie Baufinanzierungen oder Konsumentenkredite werden in Zukunft vermehrt über Finanzplattformen abgewickelt.
An der Kundenschnittstelle wird es eng: Bankgeschäfte wie Baufinanzierungen oder Konsumentenkredite werden in Zukunft vermehrt über Finanzplattformen abgewickelt.

Plattformökonomie revolutioniert Finanzbranche

Diese Einstellung ist alarmierend, denn die Plattformökonomie wird auch die Finanzwelt radikal verändern, davon zeugt die Entwicklung in anderen Branchen: Flüge zum Beispiel werden heutzutage fast ausschließlich über Plattformen vertrieben, direkt bei den Airlines bucht kaum noch jemand. Ähnlich wird das bei Bankprodukten sein – schon jetzt übernehmen Finanzportale immer mehr Marktanteile an der Kundenschnittstelle.

Um diese Neugestaltung des Retail-Banking nicht anderen Akteuren wie Plattformbetreibern und Fintechs zu überlassen, müssen die Banken sich grundsätzlich neu orientieren. Denn das bisherige möglichst universelle Geschäftsmodell ist für die Plattformökonomie nicht geeignet. Die Unternehmen müssen sich darüber klar werden, wie ihre strategische Positionierung in Zukunft sein soll: Steht die Kundenbeziehung im Fokus, das Produkt oder die Technologie? Zwar betonen derzeit 66 Prozent der befragten Banken, dass sie sich an der Kundenschnittstelle positionieren wollen, aber es kann auch nicht jeder mit einer eigenen Plattform erfolgreich sein – ganz abgesehen davon, dass Online-Marktplätze ja gerade davon leben, dass viele verschiedene Anbieter und Kunden an einem Ort zusammenkommen.

Entscheidend: Klare Vision, flexible Umsetzung

Daher sollten die Banken genau analysieren, wo sie besonders stark sind, und dann ihr Geschäftsmodell darauf ausrichten. Dies ist ein individueller Prozess, genauso wie die Entwicklung eines geeigneten Konzepts für die Umsetzung. "One-Size-Fits-All" – das funktioniert in der digitalen Transformation nicht. Vielmehr ist eine klare Vision wichtig, die mit größtmöglicher Flexibilität in der Umsetzung kombiniert wird. Je innovativer, disruptiver und ungewisser das erwartete Ergebnis ist, desto agiler und flexibler muss der gewählte Ansatz sein.

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Studie

Zukunft des Retail Banking: Plattformen besetzen zunehmend die Kundenschnittstelle

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Die Plattformökonomie revolutioniert die Finanzbranche, die Kundenschnittstelle wandert zunehmend zu Technologieanbietern und Fintechs. Retail-Banken müssen sich daher neu positionieren: Statt wie bisher ihr Geschäftsmodell möglichst universell aufzustellen, müssen sie sich entscheiden, wo ihr zukünftiger Fokus liegt: Kundenbeziehung, Produkt oder Technologie.

Veröffentlicht August 2018. Vorhanden in
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