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Der europäische Mautmarkt ist bereit für einen umfassenden Wandel

Der europäische Mautmarkt ist bereit für einen umfassenden Wandel

14. März 2022

Europäisches elektronisches Mautsystem und 5G als Treiber

Seit Beginn des Jahrtausends ist der Mautmarkt hinsichtlich neuer Innovationen und Technologien zum Stillstand gekommen. Vor allem in einkommensstarken Ländern stagniert die Größe der Mautnetze und auch die Länge der mautpflichtigen Straßennetze nimmt kaum zu. Grund für die mangelnde Effizienz des Mautmarktes sind insbesondere die rechtlichen Rahmenbedingungen für die nationalen Mautbetreiber. Zwar stehen innovative Technologien zur Verfügung, jedoch wird unter anderem aufgrund von hohen Markteintrittsbarrieren und Kosten auf traditionelle und einfache Anwendungen, wie zum Beispiel die Vignette gesetzt. Um die Effizienz des Mautmarktes nachhaltig zu steigern, ist ein Wandel notwendig.

Effizienzsteigerung durch 5G und den EETS

Der Mautmarkt befindet sich aktuell in einem kritischen Zustand. Dies ist vor allem auf die hohen Verwaltungskostenquoten der große nationalen Mautbetreiber in Europa zurückzuführen, da diese Kosten das jeweilige Mautaufkommen sowie die Einnahmenentwicklung übersteigen. Zudem umfasst das traditionelle Geschäftsmodell der Mautbetreiber bisher die gesamte Mautwertschöpfungskette, die von Nutzerregistrierung über Gerätemanagement, Durchfahrtserkennung und Mautberechnung bis hin zum Zahlungseinzug reicht. Dies hält Anbieter jedoch davon ab, sich auf einzelne Elemente der Wertschöpfungskette zu spezialisieren, was sich wiederum negativ auf die Marktdynamik und Effizienz auswirkt.

Wir konnten zwei Markttreiber identifizieren, die das Potenzial haben, den Mauterhebungsmarkt im positiven Sinn zu verändern.

Zum einen werden die rechtlichen Rahmenbedingungen durch den europäischen elektronischen Mautdienst (EETS) erleichtert. Der EETS gewährleistet die Interoperabilität aller vorhandenen und zukünftig eingeführten Mautsysteme im gesamten Straßennetz der Europäischen Union und zielt darauf ab, Mautgebühren mit nur einem Vertrag sowie einer einzigen On-Board-Unit zu bezahlen. Zudem trägt er dazu bei, den Straßenverkehr zunehmend in die Informationsgesellschaft zu integrieren, indem Echtzeitinformationen von anderen Telematikdiensten eingebunden werden. Auf diese Weise können zum Beispiel Unfälle und Staus vorhergesagt werden und Reisezeiten optimiert werden.

Des Weiteren ermöglichen die neuen regulatorischen Veränderungen es den EETS-Anbietern, sich auf bestimmte Elemente in der Wertschöpfungskette in mehreren Ländern zu fokussieren, was sich positiv in der Effizienz und Marktdynamik widerspiegelt.

Zum anderen erwarten wir eine Veränderung in der mobilen Kommunikation durch den Einsatz von 5G. Die ursprüngliche auf GPS- und DSRC-Technologie basierte Mauterhebung weist einige Herausforderungen in der genauen Fahrzeugerkennung sowie deren Standortdaten auf, wodurch Fehler in der entsprechenden Mauterhebung entstehen können. Die Implementierung der 5G-Technologie hat diesbezüglich zwei große Vorteile: die Reduktion der Latenzzeit und die Erhöhung der Bandbreite. Dadurch wird zuverlässige Kommunikation in Echtzeit ermöglicht, was unter anderem für die zukünftige Technologie des autonomen Fahrens von grundlegender Bedeutung sein wird.

Es wird ein Trend deutlich, der sich Richtung Bündelung von Diensten auf einer Plattform bewegt. Dies ist auch aus Nutzerperspektive wünschenswert, da dadurch die Komplexität der Bedienung reduziert wird und gleichzeitig der funktionale Mehrwert erhöht wird.

Wachsender Wettbewerb um Mautkunden

Wir gehen davon aus, dass die beiden beschriebenen Treiber in den kommenden Jahren erhebliche Auswirkungen auf den Mautmarkt haben werden.

Insbesondere die technologischen Entwicklungen werden den Wettbewerb um Mautkunden intensivieren und weitere Innovationen vorantreiben, die die bestehenden betrieblichen Anforderungen der Mauterhebung erfüllen können.

Ab 2025 werden dedizierte On-Board-Units zunehmend von Telematikplattformen von EETS-Anbietern ersetzt, da Fahrzeuge durch die Plattformen in die 5G-Netzinfrastruktur eingebunden werden können. Somit sinkt auch der Bedarf an einer speziellen On-Board-Unit-basierten Erfassungsinfrastruktur und einer separaten Kontrollinfrastruktur. Wenn die Mauterhebung dadurch zu einem Nebenprodukt wird, bliebe für Mautbetreiber lediglich die Mautabrechnung als zentrale Aufgabe übrig, was ohne drastische betriebswirtschaftliche Gegenmaßnahmen zu einem stagnierenden Marktanteil der nationalen Mautbetreiber führen würde.

Zudem erwarten wir, dass mit dem Beginn der 5G-Infrastruktur die On-Board-Unit-Technologie als Markteintrittsbarriere wegfallen wird. Potenzielle Markteintritte können somit auch von Zahlungsdienstleistern als auch von Daten- und Telekommunikationsanbietern ausgehen. Auch B2C-Anbieter, wie Apple Car Play werden zu Akteuren des Marktsegments, wenn diese ab 2025 durch Smartphone-Schnittstellen Zugriff auf Positions- und Fahrzeugdaten erhalten.

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Der europäische Mautmarkt ist bereit für einen umfassenden Wandel

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Seit Beginn des Jahrtausends ist der Mautmarkt hinsichtlich neuer Innovationen und Technologien zum Stillstand gekommen.

Veröffentlicht März 2022. Vorhanden in
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