Article
Trump – eine Chance für Europa

Trump – eine Chance für Europa

Portrait of Stefan Schaible
Senior Partner, Global Managing Partner
Frankfurt Office, Zentraleuropa
16. Februar 2017

Donald Trump demonstriert in diesen Tagen eindrucksvoll, dass er seine Wahlkampfankündigung des „America first“ in die Tat umsetzen wird. Per Dekret versucht er, die heimische Wirtschaft durch einen Rückfall in Protektionismus zu stärken und zu schützen. Mittelfristig werden die unter diesen „Schutz“ fallenden US-Industrien aber an Wettbewerbsfähigkeit verlieren und zudem in einen Fachkräftemangel steuern – nicht zuletzt, weil der 45. Präsident aktuell mit allen und jedem in Streit zu geraten scheint und die Grundfesten der Einwanderungsnation USA erschüttert. Mit bisher unabsehbaren Folgen.

Das könnte uns in Europa veranlassen, uns entspannt zurückzulehnen und darauf zu bauen, dass sich das Problem von selbst erledigt. Doch das wäre sicher die falsche Strategie. Auch Deutschland und Europa werden die Entwicklungen treffen. Die Unsicherheiten des Wann, Was und Wie stellen jede wirtschaftliche Entscheidung infrage und werden das Wachstum nicht gerade fördern. Aber wie soll sich Europa auf der neuen politischen Landkarte positionieren?

1. Digitalisierung entschlossen nutzen

Erstens: Europa muss die Digitalisierung entschlossen als Treiber für bessere Produkte und höhere Wettbewerbsfähigkeit nutzen. Die Kombination aus industrieller Kompetenz und digitalen Talenten macht uns schon heute zu einem Spitzenstandort in Sachen „deep tech“ – also Technologien, die als Grundlagen digitaler Endkundenprodukte dienen. Dazu zählen Technologien im Bereich künstliche Intelligenz, Robotik, oder Virtual- und Augmented Reality. An dieser Schnittstelle wird über die Wettbewerbschancen der Zukunft entschieden. Und wer wäre hier besser aufgestellt als wir mit unserer einmaligen Kombination aus Ingenieurs- und Programmierkunst?

Wer nun einwendet, im Bereich Programmierung hätten wir Nachholbedarf, dem sei entgegnet: In Europa gibt es 4,7 Millionen professionelle Entwickler, in den USA 4,1 Millionen. Mit dem Unterschied, dass diese in den USA vorwiegend in IT und Software-Unternehmen arbeiten, in Europa aber vorwiegend in der Industrie. Das ist unsere Chance.

2. Eigeninteressen offensiv absichern
3. Anwalt faktenbasierten Handelns sein
" Europa hat dem Protektionismus eines Donald Trump viel entgegenzusetzen. Wir müssen die Zeit nutzen. "
Portrait of Stefan Schaible

Stefan Schaible

Senior Partner, Global Managing Partner
Frankfurt Office, Zentraleuropa

Fazit: Wir haben dem Protektionismus eines Donald Trump viel entgegenzusetzen. Europa muss die Zwischenära seiner Amtszeit nutzen, um sich neu aufzustellen. Das ist – keine Frage – eine große Herausforderung. Aber auch eine einmalige Chance: Wirtschaft und Politik in Europa sind gefordert, aufeinander zuzugehen und unsere Zukunft energisch in die Hand zu nehmen.

Dieser Text ist am 15.2.2017 zuerst als Gastbeitrag im "Handelsblatt" erschienen.