Energie- und Versorgungswirtschaft
Fundierte Beratung für die Energie- und Versorgungswirtschaft: den Wandel meistern, profitabel wachsen, Nachhaltigkeit steigern
Von Wolfgang Bernhart, Norbert Dressler und Felix Mogge
Fragen an Robin Zeng, Gründer, Vorsitzender und CEO von Contemporary Amperex Technology (CATL), dem weltweit größten Batterieproduzenten für Elektrofahrzeuge. CATL wird seit 2018 an der Börse in Shenzhen gehandelt und liefert Batterien an Automobilkonzerne wie BMW, Volkswagen und Geely. Die Unternehmenszentrale befindet sich in Zengs Heimatstadt Ningde in der chinesischen Provinz Fujian.
Contemporary Amperex Technology Co. Limited (CATL) ist ein weltweit führender Anbieter innovativer Technologien für neue Energien und setzt sich für die Bereitstellung erstklassiger Lösungen und Dienstleistungen für neue Energieanwendungen in der ganzen Welt ein.
Seit Juni 2018 ist das Unternehmen unter dem Aktiencode 300750 an der Börse Shenzhen notiert. Im Jahr 2024 war CATL zum achten Mal in Folge die weltweite Nummer eins bei der EV-Batterieproduktion und zum vierten Mal in Folge die weltweite Nummer eins bei der Auslieferung von Batterien für Energiespeichersysteme. Das Unternehmen genießt rund um den Globus eine exzellente Reputation bei seinen Partnern aus dem EV- und Energiespeichersektor.
CATL hat sich verpflichtet, einen herausragenden Beitrag zur globalen Energiewende zu leisten, und kündigte 2023 sein strategisches Ziel an, bis 2025 im Kerngeschäft und bis 2035 in der gesamten Batterielieferkette CO2-neutral zu sein.
Robin Zeng ist Gründer und CEO von CATL. Der promovierte Physiker engagiert sich für Innovationen im Bereich elektrochemischer Systeme. Zeng hält zahlreiche Mitgliedsposten, Mandate und Ehrenvorsitze in Wissenschaft und Forschung. CATL gründete der chinesische Unternehmer 2011. Im Jahr 2017 ging das Unternehmen an die Börse.
Norbert Dressler: Mit der Notierung an der Hongkonger Börse öffnet sich CATL für Investoren aus dem Ausland. Warum vollziehen Sie diesen Schritt gerade jetzt?
Robin Zeng: CATL ist immer offen für Investitionen, welche die globale Energiewende und die Elektrifizierung der Mobilität vorantreiben. Mit der Ausgabe von H-Shares wollen wir in erster Linie eine internationale Finanzierungsplattform schaffen, mit der wir unsere weltweite Geschäftsentwicklung besser unterstützen und unsere globale Präsenz weiter ausbauen können. Wir verfügen über ausreichend Barreserven und Finanzmittel für unseren laufenden Geschäftsbetrieb. Der Aufbau einer internationalen Finanzierungsplattform ist ein strategischer Schritt, wie ihn auch andere weltweit tätige Unternehmen vollziehen.
Norbert Dressler: Wie positionieren Sie sich strategisch angesichts der aktuellen geopolitischen Spannungen?
Robin Zeng: Zu geopolitischen Spannungen möchte ich mich nicht äußern. Wir machen einfach Geschäfte mit Partnern, die unsere Werte teilen. Das Ziel von CATL ist es, qualitativ hochwertige Technologie weltweit zugänglich zu machen und zu internationalen Nachhaltigkeitszielen beizutragen. In politische Angelegenheiten mischen wir uns nicht ein.
Norbert Dressler: Wo sehen Sie die Herausforderungen, aber auch die potenziellen Wettbewerbsvorteile von europäischen bzw. deutschen OEMs? Welche Strategie würden Sie ihnen empfehlen?
Robin Zeng: Europa leistet seit Langem Pionierarbeit im Kampf gegen den Klimawandel sowie bei der Förderung von
E‑Mobilität
und Energiewende. Darüber hinaus ist es nach wie vor eines der weltweit wichtigsten Zentren der Automobilindustrie und ein bedeutender Fahrzeugmarkt. Ich glaube nicht, dass Europa bei der Umstellung auf Elektrofahrzeuge hinterherhinkt – vielmehr mag die Geschwindigkeit, mit der China in den letzten Jahren Fortschritte gemacht hat, für viele überraschend sein. Das Ausmaß und das Tempo der Innovationen in China sind selbst für Branchenkenner extrem hoch. Die
europäischen OEMs
sind jedoch weiterhin sehr starke Akteure. Sie verfügen über fundiertes technisches Know-how, starke Marken, einen riesigen weltweiten Kundenstamm und die Fähigkeit, sich schnell anzupassen. Sobald der anfängliche Schock abgeklungen ist, habe ich keinen Zweifel daran, dass sie sehr wettbewerbsfähige Modelle bauen und ihre eigenen Stärken in die neue Ära einbringen werden.
Die Zukunft der Elektrifizierung und der Energiewende steht und fällt mit der globalen Zusammenarbeit, einer offenen Innovationslandschaft und gegenseitigem Respekt. Wir sollten uns für mehr Partnerschaften zwischen europäischen und chinesischen Unternehmen einsetzen – nicht für weniger. Gemeinsam können wir ein gesünderes, nachhaltigeres und stärker wettbewerbsorientiertes globales Ökosystem schaffen.
Norbert Dressler: Wie werten Sie die Europa-Expansion chinesischer Marken?
Robin Zeng: Jede Branche steht im Wettbewerb, und ein gesunder Wettbewerb ist der Schlüssel zu einer nachhaltigen Entwicklung. Ob auf dem heimischen oder dem internationalen Markt, Innovation sollte der Hauptantrieb für die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens bleiben. Wichtig ist außerdem der Aufbau enger Beziehungen vor Ort, denn es sind diese Beziehungen, die relevante Ergebnisse für die Kunden liefern und ein gesundes, schnelles Wachstum ermöglichen. Die Verbesserung der Unternehmensreputation, insbesondere durch ein aktives Engagement und den offenen Dialog mit sämtlichen Stakeholdern aus allen Sektoren, ist von entscheidender Bedeutung. Nur mit einer langfristigen Perspektive und dem Bekenntnis zum Grundsatz „in Europa, für Europa“ wird es chinesischen Unternehmen gelingen, sich besser in die lokale EV-Wertschöpfungskette einzugliedern und an die Gegebenheiten vor Ort anzupassen, maßgeschneiderte Produkte und Lösungen für den europäischen Markt bereitzustellen sowie für das Wissen und die Talente zu sorgen, die Europa für den Umstieg auf Elektrofahrzeuge benötigt.
Norbert Dressler: Welche Pläne verfolgt CATL für den Bau einer weiteren Produktionsstätte in Europa? Ist Deutschland ein möglicher Standort oder eher keine Option?
Robin Zeng: Europa ist einer unserer wichtigsten strategischen Schwerpunkte. CATL baut drei Werke in der Region – in Deutschland, Ungarn und Spanien, letzteres in einem Joint Venture mit Stellantis. Als Reaktion auf die Markt- und Kundennachfrage werden wir den weiteren Ausbau unserer Produktionskapazitäten in Europa in Betracht ziehen. Unsere Werke verfügen über rekonfigurierbare, flexible Fertigungslinien und können so fortlaufend an neue Batterietechnologien angepasst werden. Parallel dazu stärken wir durch eine Reihe von Initiativen unsere globale Präsenz, indem wir z. B. über das innovative LRS-Modell – kurz für Licensing, Royalty und Service – Batterietechnologien mit Partnern wie Ford teilen. In Deutschland und Ungarn, wo sich unsere Fabriken befinden, haben wir Tausende von Arbeitsplätzen geschaffen. Wir investieren aktiv in Schulungs- und Entwicklungsprogramme für lokale Mitarbeiter, um das langfristige Wachstum der heimischen Industrie zu unterstützen.
Zugleich engagieren wir uns intensiv für die Menschen in Erfurt, wo wir durch Initiativen wie Spendenaktionen, Sportförderung und Bildungspartnerschaften mit örtlichen Einrichtungen einen Beitrag zur Entwicklung leisten. CATT ist eines der größten industriellen Investitionsprojekte in Thüringen der vergangenen Jahrzehnte. Der Standort könnte als Ausgangspunkt für die Entstehung eines „Battery Valley Thüringen“ dienen; erste CATL-Lieferanten aus den Bereichen Qualitätskontrolle, Maschinenbau, Rohmaterialien und Automatisierungstechnik haben sich bereits dort angesiedelt.
Wir sehen uns nicht nur als Hersteller, sondern als Langzeitpartner für die gesellschaftliche und wirtschaftliche Förderung der Regionen, in denen wir tätig sind.
Norbert Dressler: CATL hatte sich zuletzt eher auf die Technologie- als auf die Preisführerschaft konzentriert. Wird das Unternehmen diese Strategie beibehalten oder möglicherweise einen preisaggressiveren Ansatz verfolgen?
Robin Zeng: Bei CATL glauben wir daran, dass die Technologie der Hauptantrieb für nachhaltiges Wachstum ist. Es geht immer darum, wie viel Wert wir unseren Kunden bieten können.
Wenn wir von Wert sprechen, sollten wir nicht nur auf den Anschaffungspreis schauen. Was wirklich zählt, sind die Kosten pro Zyklus – wie leistungsfähig die Batterie ist, wie weit Sie fahren können und wie gut sich die Batterie über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg verhält. Unter diesem Gesichtspunkt bietet CATL seinen Kunden den höchsten Wert. Wir halten nichts von einem Wettbewerb, der nur über den Preis beim Autohändler stattfindet. Wir wollen in einem Wettbewerb überzeugen, der den Gesamtwert über die Zeit berücksichtigt – sei es bei Energieeffizienz, Langlebigkeit, Sicherheit oder Zuverlässigkeit. Ein Beispiel: Wenn eine Batterie z. B. eine Zykluslebensdauer von 500 Zyklen zum Preis von 1 Yuan hat und eine CATL-Batterie 5.000 Zyklen zum Preis von 1,5 Yuan schafft, ist die absolute Preisdifferenz zwar nur 0,5 Yuan, die Zykluslebensdauer ist jedoch um das Zehnfache höher. Bei einer an der Kosteneffizienz orientierten Bewertung der Kosten pro Zyklus, der Leistungskapazität und der Reichweite überzeugen unsere Batterieprodukte über ihre gesamte Lebensdauer durch optimale Werte.
Unser Fokus lag stets auf Führung durch Innovation und nicht durch Kampfpreise. Diesen Fokus werden wir beibehalten. Wir wollen uns durch technologische Innovationen, Produktqualität und – ganz wichtig – durch Sicherheit von der Konkurrenz absetzen. Diese Art von Fortschritt bringt die Branche wirklich voran und kommt den Kunden zugute.
Wir setzen auf kontinuierliche Innovation in vier Bereichen: Batteriechemie, Struktursystem, Extreme Manufacturing und Geschäftsmodell.
Natürlich handeln wir auch sehr pragmatisch. Wir wollen Produkte liefern, die durch Leistung, Sicherheit, Langlebigkeit und Kosteneffizienz punkten, ermöglicht durch umfassende Forschungs- und Entwicklungsarbeit und fortlaufende Neuerungen im Material- und Systemdesign. Dabei orientieren wir uns an der Marktdynamik, den Kundenerwartungen und der Wettbewerbslandschaft. Obwohl wir nicht ausschließlich über den Preis konkurrieren wollen, arbeiten wir ständig an der Verbesserung unserer Fertigungseffizienz und der Optimierung unserer Lieferkette, damit unsere Innovationen ihre Vorzüge breiter entfalten können – auch durch konkurrenzfähigere Kostenstrukturen.
Norbert Dressler: Gemeinsam mit Nio wollen Sie das weltweit größte Netzwerk für den Batterietausch bauen. Wie wollen Sie das Batterietausch-System nach Europa bringen?
Robin Zeng: Bis Ende 2025 wollen wir 1.000 Choco-Swap-Stationen errichten. Auf mittlere Sicht wird CATL gemeinsam mit Sinopec, Nio und anderen Partnern 10.000 Stationen ausrollen. Mit der Ausweitung des Batterietausch-Ökosystems und durch eine gemeinsame, gesamtgesellschaftliche Anstrengung wird es künftig 30.000 Choco-Swap-Stationen geben, die 20 Millionen Fahrzeuge aufladen könnten. Wir analysieren derzeit aktiv die Möglichkeiten in Märkten außerhalb von Festlandchina. Choco-Swap-Stationen gibt es seit diesem Jahr bereits in Hongkong und Macau, sodass wir Erfahrungen für eine künftige globale Expansion sammeln können, insbesondere in Europa.
Norbert Dressler: Wie hoch ist die aktuelle Auslastungsrate der CATL-Produktionsstätten weltweit bzw. in China?
Wie will CATL die Auslastung seiner Werke künftig sicherstellen und so seine Margen stabilisieren?
Robin Zeng: Im Jahr 2024 lag die Produktionskapazität von CATL bei 676 GWh und die Kapazitätsauslastung bei 76,3 %. Wir sind der Ansicht, dass eine Auslastung der Werke zwischen 75 % und 95 % ein gesundes und nachhaltiges Niveau darstellt. Bereits jetzt haben wir eine sehr hohe Auslastungsrate und werden deshalb unsere globalen Kapazitäten weiter ausbauen, um die steigende Nachfrage nach Elektrofahrzeugen, Energiespeichern und neuen Anwendungen zu befriedigen.
Für eine höhere Auslastung und stabile Margen setzt unsere Strategie nicht einfach darauf, die Werke unter Volllast laufen zu lassen, sondern vielmehr auf einen smarten und nachhaltigen Betrieb. Wir sind zuversichtlich, dass wir durch die Verbindung aus intelligenter Fertigung, Extreme Manufacturing und standardisierten Produkten unsere Auslastungsrate weiter verbessern und zyklusübergreifend robuste Margen erzielen können.
So sollte sich durch unseren Extreme-Manufacturing-Ansatz z. B. die Ausschussrate bei Batteriezellen von einem ppm-Level (Parts per Million) auf ein ppb-Level (Parts per Billion) verbessern lassen, wodurch wir den Output ohne signifikanten Kostenzuwachs erhöhen könnten.
Norbert Dressler: Sie wollen eine einheitliche Norm für Batterien einführen. Wie weit sind Sie auf diesem Weg?
Robin Zeng: Die Standardisierung bleibt ein zentrales Ziel für uns. Standardisierte Batteriesysteme bieten eine höhere Flexibilität für Automobilhersteller und Fahrzeugmodelle, was ein erhebliches Gewinnpotenzial schafft und gleichzeitig zu einem effizienteren Batterierecycling-Prozess beiträgt. Die Batterien, die wir derzeit an unsere OEM-Kunden liefern, sind in erster Linie in Bezug auf Schnittstelle und Formfaktor standardisiert, während sich die internen Spezifikationen – wie Energiedichte und chemische Zusammensetzung – ständig weiterentwickeln und verbessern.
CATL hat zwei standardisierte Choco-Swap-Batteriemodelle mit den Bezeichnungen #20 und #25 entwickelt, analog zu den Kraftstofftypen 92 und 95 an den Tankstellen. Unsere Standardstationen für den Batterietausch sind für Fahrzeuge mit einem Radstand zwischen 2,55 m und 3,1 m geeignet und jede Station ist mit 14 bis 30 Batteriefächern ausgestattet. Diese Stationen ermöglichen in 99,99 % der Fälle einen erfolgreichen Batterietausch.
Bis dato hat CATL 20 Choco-Swap-Modelle in Kooperation mit zehn Fahrzeugherstellern auf den Markt gebracht. Für die Zukunft planen wir Kooperationen mit weiteren Automotive-Partnern, um die Palette an Choco-Swap-kompatiblen Fahrzeugmodellen zu erweitern und die Einführung einheitlicher Batteriestandards voranzutreiben.
Norbert Dressler: Auf der Shanghai Auto Show haben Sie die Natriumbatterie „Naxtra“ vorgestellt. Wird dieser Batterietyp ein Game-Changer für erschwingliche und reichweitenstarke Elektroautos, und wann werden Sie die angestrebte Energiedichte von 200 Wh/kg voraussichtlich erreichen?
Robin Zeng: Verglichen mit Lithium-Ionen-Batterien bieten Natrium-Ionen-Batterien bedeutende Vorteile, was ihre Leistung bei niedrigen Temperaturen und die Schnellladefähigkeit angeht. Damit werden sie den Erfordernissen unterschiedlicher Szenarien für die Energiespeicherung, aber auch für die EV-Nutzung in Regionen wie den Alpen gerecht. Auf lange Sicht werden Batterien der nächsten Generation auch mit Natrium-Ionen-Technologie wichtige Richtungsweiser für die technologische Entwicklung sein. CATL verfügt über mehr als ausreichende technologische Ressourcen für diese bahnbrechende Innovation und die notwendige Forschungs- und Entwicklungsarbeit.
Naxtra ist die erste serienmäßig produzierte Natrium-Ionen-Batterie und überzeugt durch eine Energiedichte von 175 Wh/kg, die LFP-Batterien gleichkommt, eine Reichweite von 500 km und mehr als 10.000 Ladezyklen. Sie funktioniert problemlos in einem Temperaturbereich zwischen -40 °C und +70 °C, bietet auch bei -40 °C noch 90 % der Leistung und ist nachhaltiger, da sie nicht auf Lithium basiert. Die Naxtra-24-Volt-Batterie für Schwerlastkraftwagen hat um 61 % niedrigere Lebenszykluskosten als eine Blei-Säure-Batterie und ermöglicht den bleifreien Betrieb von Nutzfahrzeugen.
Um die Energiedichte unserer Natrium-Ionen-Batterien signifikant zu erhöhen, haben unsere F&E-Spezialisten eine selbstformende Anodentechnologie verwendet, bei der die Natriumionen beim ersten Ladevorgang zum Stromkollektor wandern und zur Anode werden. Im Labor haben wir bereits 200 Wh/kg erreicht; die Massenproduktion ist aber abhängig von der Nachfrage durch unsere Kunden und der Entwicklung der Lieferkette. Langfristig könnten Natrium-Ionen-Batterien in bis zu 50 % der günstigen Elektrofahrzeuge verbaut werden.
Norbert Dressler: Eine weitere Innovation von CATL ist die Dual-Power-Batterie „Freevoy“. Welcher der drei Batterietypen dürfte der größte Umsatztreiber für Ihr Unternehmen werden?
Robin Zeng: Welcher konkrete Batterietyp letztlich geliefert wird, ist von den Erfordernissen unserer Kunden und des Marktes abhängig.
Norbert Dressler: Sie definieren CATL nicht nur als Hersteller von Batteriekomponenten, sondern sehen sich auf dem Weg zum „Zero-Carbon Tech“-Unternehmen. Welche konkreten Pläne oder Initiativen will CATL umsetzen, um die CO2-Neutralität zu erreichen?
Robin Zeng: CATL ist nicht nur ein Batterielieferant – wir streben eine kohlenstofffreie Zukunft an. Um dieses Ziel zu erreichen, konzentrieren wir uns auf drei strategische Bereiche.
Was die CO2-neutrale Mobilität angeht, unterstützen wir die Elektrifizierung mit modernen Produkten und Innovationen wie dem Batterietausch. Erst kürzlich haben wir ein standardisiertes Tauschsystem für Lkw eingeführt, das bis 2030 80 % der wichtigsten Frachtrouten in China abdecken soll. Parallel dazu treibt unsere Choco-Swap-Allianz die Einführung des Systems im Pkw-Markt voran.
Zweitens entwickeln wir im Bereich der kohlenstofffreien Energieerzeugung zwar weiterhin innovative Speichertechnologien, investieren aber gleichzeitig in Netztechnologien wie Leistungselektronik, flexible Leistungsregelung und virtuelle Kraftwerke, um zu einem klimaverträglichen, resilienten Energiesystem beizutragen.
Bei der industriellen Dekarbonisierung unterstützen wir drittens traditionelle Sektoren wie die Stahl- und Zementindustrie beim Übergang zu sauberer Energie und entwickeln zugleich integrierte Lösungen für klimaneutrale Industrieparks und Städte.
In allen drei Bereichen verfolgen wir ein klares Ziel: mit Innovationen zu einer nachhaltigeren Zero-Carbon-Zukunft zu gelangen.
Norbert Dressler: Wie positioniert sich CATL mit Blick auf eine zirkuläre Energiewirtschaft? Und welche Rolle spielt dabei Ihre Partnerschaft mit der Ellen MacArthur Foundation?
Robin Zeng: Als Weltmarktführer auf dem Gebiet innovativer Energietechnologien strebt CATL ein langfristiges Engagement an, um im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsmaßnahmen eine globale zirkuläre Energiewirtschaft aufzubauen. Gemeinsam mit der Ellen MacArthur Foundation, einem globalen Vordenker bei der sektorübergreifenden Kreislaufwirtschaft, wollen wir ein nachweislich kreislauffähiges Batteriesystem schaffen und das Konzept der Zirkularität in der Energiewende insgesamt verankern.
Zur Umsetzung dieses Vorhabens wird CATL eng mit der Stiftung zusammenarbeiten, um zu einem tieferen Verständnis einer Batterie-Kreislaufwirtschaft zu gelangen, die wichtigsten Herausforderungen und Chancen zu identifizieren, bewährte Praktiken zu teilen und Lösungen zu entwickeln. Im Rahmen von Pilotversuchen werden wir außerdem innovative Ansätze testen, um die praktische Umsetzung einer solchen Wirtschaftsform in Städten und Regionen zu erproben.
Bei der diesjährigen London Climate Action Week haben wir unser Engagement für die zirkuläre Batteriewirtschaft bekräftigt und vier Grundsätze für die Transformation der Industrie vorgestellt: Systeme überdenken, Produkte neu gestalten, Geschäftsmodelle auf den Prüfstand stellen und Materialien wiederverwerten. Mit diesen Grundsätzen, die sich am Konzept der Ellen MacArthur Foundation orientieren, wollen wir einen Wandel entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Batterien erreichen – vom Rohstoffabbau über die Produktion bis hin zur Mobilität und zu Energiesystemen. Sie dienen als Ausgangspunkt für die weitere Abstimmung mit zentralen Akteuren, um gemeinsame Maßnahmen zu entwickeln, mit denen sich der Übergang zu einer stärker kreislauforientierten Batteriewirtschaft beschleunigen lässt.
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