Wie die aktuelle Krankenhausstudie von Roland Berger zeigt, wollen Deutschlands Kliniken in den nächsten Jahren trotz ihrer vielfach prekären Wirtschaftslage massiv investieren.
Krankenhaus IT-Monitor 2025
Von Janes Grotelueschen und Tsun-Tao Chan
Wie Deutschlands Kliniken die strategische Neuausrichtung ihrer IT angehen
Im Rahmen unseres regelmäßig erscheinenden Roland Berger Krankenhaus IT-Monitors haben wir in diesem Jahr 600 Geschäftsführungen und IT-Leitungen des Krankenhausmarktes in Deutschland zu zentralen Entwicklungen, Herausforderungen und strategischen Weichenstellungen ihrer IT-Landschaft befragt. Die zentralen Themen diesmal: die Neuausrichtung der Krankenhausinformationssysteme (KIS) nach der Abkündigung der SAP Patientenadministration- und Abrechnungslösung IS-H sowie die Transformation zu S/4HANA im Bereich Enterprise Resource Planning (ERP).
"Die schnell ansteigenden IT-Budgets sind ein Indiz dafür, dass die Verantwortlichen die Rolle der IT als zentraler Enabler der Transformationen erkannt haben."
Die Ergebnisse zeigen: Der Anteil des IT-Budgets am Umsatz ist im Vergleich zur letzten Umfrage im Jahr 2022 um mehr als 27 Prozent gestiegen. Gleichzeitig fließt ein immer größerer Anteil der Ausgaben in den laufenden Betrieb. So beobachten 95 Prozent der Einrichtungen eine Verschiebung von CAPEX zu OPEX, also weg von abschreibbaren Investitionen hin zu laufenden Betriebskosten. Der Trend der Software-Anbieter, anstelle klassischer Einmal-Lizenzen verstärkt Software as a Service (SaaS)- und Subscription-Modelle zu nutzen, hält nach wie vor an.
KIS: Hauptausschreibungswelle wird 2027 erwartet
Schon in der Umfrage aus dem Jahr 2023 hatten 27 Prozent der befragten Häuser angegeben, einen Wechsel ihres KIS zu planen. In unserer jüngsten Befragung liegt der Wert bei 30 Prozent. Als wichtigste Gründe für den Wechsel nennen die Teilnehmenden die Produktabkündigung von IS-H sowie das Ziel einer IT-strategischen Neuausrichtung (86 Prozent). Für 71 Prozent der Häuser sind bestehende technische Restriktionen der wesentliche Anlass. Dabei rechnet eine Mehrheit von 46 Prozent damit, dass die Hauptausschreibungswelle für KIS-Lösungen im Jahr 2027 stattfinden wird.
Im ERP-Bereich ist SAP im deutschen Krankenhausmarkt klar führend: 76 Prozent der befragten Häuser nutzen ein ERP-System von SAP, 52 Prozent davon SAP ECC, 24 Prozent die neuere Version S/4HANA. Knapp acht von zehn Befragten plädieren bei der Transformation für eine klare Trennung zwischen KIS und ERP. So scheint der Ansatz, zunächst das ERP-System und erst im Anschluss das KIS zu transformieren, für die befragten Häuser als sinnvollster Weg.
Auch das Thema Personal- und Kapazitätsknappheit beschäftigt die Befragten nach wie vor stark. Beim KIS-Wechsel wird deswegen mit kapazitativen Herausforderungen bei der Umsetzung gerechnet – sowohl bei den Anbietern als auch in den Kliniken selbst.
Handlungsempfehlungen für eine erfolgreiche Transformation in der Krankenhaus-IT
Gerade angesichts weiter steigender IT-Budgets empfehlen die Roland-Berger-Experten, das Thema IT im Krankenhaus als strategischen Differenzierungsfaktor zu nutzen und gezielt auf C-Level zu positionieren. Außerdem sollten die internen Budgetstrukturen von IT-Projekten angepasst und gemeinsam mit den Ländern alternative Fördermodalitäten abgestimmt werden, um der zunehmenden CAPEX-OPEX-Verschiebung und dem Fokus auf konsumtive Mittel Rechnung zu tragen. Eine aufeinander abgestimmte ERP- und KIS-Transformation setzt ein gemeinsames Zielbild voraus. Dazu sollte eine KIS-Strategie mit konkreten Szenarien aufgesetzt werden, um technologische und organisatorische Abhängigkeiten optimal zu steuern. Grundsätzlich, so die Experten, sollten IT-Projekte stets aus konkreten Herausforderungen abgeleitet werden, um einen messbaren Mehrwert sicherzustellen.
"Digitalisierung entfaltet erst dann ihre volle Wirkung, wenn Organisationsstrukturen und Prozesse neu gedacht werden. Damit ist sie keine Delegationsaufgabe an die IT, sondern originäre Vorstandsverantwortung."
Fast jedes dritte Krankenhaus steht aktuell vor einem KIS-Wechsel. 43 Prozent befinden sich bereits in der aktiven Umsetzung und bereiten die Ausschreibung eines neuen Systems vor. Und 46 Prozent gehen davon aus, dass der Höhepunkt der Ausschreibungswelle im Jahr 2027 erreicht sein wird.
Wir bedanken uns bei Simon Draxinger, der an dieser Publikation als Ko-Autor mitgearbeitet hat.
Melden Sie sich jetzt an, um die vollständige Publikation herunterzuladen. Zusätzlich erhalten Sie regelmäßige News und Updates direkt in Ihre Inbox.