Die deutsche Konjunktur im Jahr 2025

Die deutsche Konjunktur im Jahr 2025

27. August 2025

Zwischen Stabilisierung und struktureller Belastung

Die Erholung der deutschen Wirtschaft bleibt auch 2025 weiterhin fragil. Zwar konnte das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal leicht zulegen, doch die wirtschaftliche Dynamik flachte bereits im zweiten Quartal erneut ab. Die strukturellen Herausforderungen – von der geopolitischen Unsicherheit über hohe Energiekosten bis hin zum Reformstau – sind weiterhin ungelöst. Gleichzeitig sorgt die Rückkehr von Donald Trump und die neue US-Handelspolitik für zusätzlichen Druck auf die exportorientierte deutsche Industrie. Auch der Arbeitsmarkt kühlt sich spürbar ab. Damit bleibt die wirtschaftliche Lage angespannt.

Nach zwei Jahren wirtschaftlicher Stagnation erwartet das Roland Berger Institute für 2025 lediglich ein BIP-Wachstum von +0,2 %. Das Wachstum im ersten Quartal (+0,3%) war vor allem von einmaligen Vorzieheffekten bei Exporten getrieben. Im zweiten Quartal verzeichnete die deutsche Wirtschaft erneut einen leichten Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (–0,3 %), was die anhaltende Fragilität der konjunkturellen Entwicklung verdeutlicht. Besonders die anhaltend schwache Binnennachfrage sowie eine ausgeprägte Investitionszurückhaltung vor dem Hintergrund innen- und außenpolitischer Unsicherheiten dämpfen derzeit die Erholungskräfte der Wirtschaft.

Besonders deutlich zeigt sich die konjunkturelle Schwäche im produzierenden Gewerbe. Die deutsche Industrieproduktion ist im Juni 2025 spürbar eingebrochen und erreichte den niedrigsten Stand seit Mai 2020. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sank der Output des produzierenden Gewerbes um 4,8 %, bei den energieintensiven Branchen sogar um 7,5 %. Besonders deutliche Rückgänge verzeichneten der Maschinenbau (–5,3 % gegenüber Vormonat), die Pharmaindustrie (–11,0 %) sowie die Nahrungsmittelbranche (–6,3 %). Der Rückschlag unterstreicht den anhaltenden Druck auf die Industrie – insbesondere in energieintensiven Sektoren.

Trotz der schwachen Produktionsdaten signalisieren andere Indikatoren erste Anzeichen einer Stabilisierung. So legten die Auftragsbestände im Mai gegenüber dem Vormonat um 0,4 % zu und lagen damit 4,7 % über dem Vorjahresniveau, getragen von einer kräftigen Zunahme der Auslandsnachfrage (+7,4 % im Jahresvergleich). Vor diesem Hintergrund hellte sich auch das Geschäftsklima in der deutschen Wirtschaft wieder auf. Der ifo-Geschäftsklimaindex kletterte im Juni um 0,9 Punkte auf einen Wert von 88,4 Punkten.

Gleichzeitig bleibt das geopolitische Umfeld herausfordernd. Die unter Donald Trump verschärfte US-Handelspolitik hinterlässt bereits spürbare Spuren in den deutschen Exporten. Nach einem Anstieg im ersten Quartal – bedingt durch den Aufbau von Lagerbeständen in den USA – gingen die Ausfuhren im Mai um 1,4 % zurück, mit besonders deutlichen Einbußen im US-Geschäft (–11 % gegenüber dem Vorjahr). Zwar zeigen sich die Ifo-Exporterwartungen im Juni wieder leicht verbessert, doch die grundsätzliche Unsicherheit bleibt hoch. Auch der jüngst erzielte Zollkompromiss zwischen Brüssel und Washington mindert kurzfristig zwar die handelspolitischen Risiken, wirkt sich jedoch zugleich bremsend auf die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte aus.

Auch im Unternehmensumfeld zeigen sich die Belastungen deutlich: Mit rund 11.900 Insolvenzen im ersten Halbjahr 2025 wurde der höchste Stand seit einem Jahrzehnt erreicht. Besonders betroffen ist der industrielle Mittelstand. Parallel zeigt sich am Arbeitsmarkt eine rückläufige Dynamik: Die Zahl offener Stellen sank um 10 % gegenüber dem Vorjahr, die Arbeitslosenquote stieg auf den höchsten Wert seit fünf Jahren. Damit fehlen wichtige Impulse für eine Konsumbelebung.

Insgesamt bleibt die deutsche Wirtschaft unter Druck: Die jüngsten Zinssenkungen und Investitionsprogramme zeigen bislang kaum eine spürbare Wirkung, und der im Frühjahr aufgekommene Optimismus hat zuletzt wieder nachgelassen. Für 2025 dürfte das Wirtschaftswachstum in Deutschland mit 0,2% nur geringfügig wachsen. Erst im kommenden Jahr dürften höhere öffentliche Investitionen spürbare Wachstumsimpulse setzen – vorausgesetzt, das Investitionsprogramm wird von Reformfortschritten begleitet, die die Investitionsbereitschaft erhöhen, und es kommt zu keiner weiteren Eskalation in der Handelspolitik.

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STUDIE

Die deutsche Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte 2025

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Die Erholung der deutschen Wirtschaft bleibt auch 2025 weiterhin fragil. Zwar konnte das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal leicht zulegen, doch die wirtschaftliche Dynamik flachte bereits im zweiten Quartal erneut ab.

Veröffentlicht August 2025. Vorhanden in
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