Roland Berger Trend Compendium 2050: Politik & Governance

Roland Berger Trend Compendium 2050: Politik & Governance

10. April 2024

Trend 2 unseres Trend Compendiums 2050 analysiert globale Risiken, geopolitische Herausforderungen und die Zukunft der Demokratie

In Trend 2 unseres Trend Compendiums 2050 analysieren wir politische Trends. Wir beschäftigen uns mit globalen Risiken, geopolitischen Herausforderungen sowie der Zukunft der Demokratie.

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Globale Risiken: Das Risikobewusstsein von Entscheidungsträgern verlagert sich auf ökologische und technologische Risiken

Im Vergleich zu früheren Jahren hat sich mit Blick auf globale Risiken die langfristige Perspektive von Entscheidungsträgern von den wirtschaftlichen hin zu den ökologischen Risiken, gefolgt von technologischen und gesellschaftlichen Risiken, verschoben. Für die Hälfte der zehn größten Risiken gilt: Sorge bereiten vor allem die Auswirkungen von klima- und naturbezogenen Entwicklungen, wie extreme Wetterereignisse, das Überschreiten von Klimakipppunkten, der Verlust der biologischen Vielfalt, Wasser- und Nahrungsmittelknappheit sowie Umweltverschmutzung.

Was die technologischen Risiken anbelangt, werden Fehlinformationen und Desinformationen und ihr spaltender Einfluss auf Gesellschaft und Politik in den kommenden Jahren stärker zu spüren sein, ebenso wie die Risiken, die sich aus Cyberattacken oder Datenschutzverletzungen ergeben. Auch die gesellschaftliche Polarisierung und Herausforderungen, die sich aus Migrationstrends ergeben, sind für viele westliche Länder ein wachsendes Problem.

Geopolitische Herausforderungen: Das globale Gleichgewicht gerät ins Wanken

Geopolitische Rivalitäten unterliegen einem starken Wandel, Machtverhältnisse verschieben sich. Neue Akteure betreten die geopolitische Bühne – man denke nur an die BRICS+-Staaten – und verändern die geopolitischen Macht-Konstellationen.

Während geopolitische Krisenherde in Hülle und Fülle vorhanden sind, suchen globale Akteure nach neuen Ressourcen und Einflusssphären. Die Arktis wird zu einer Zone des strategischen Wettbewerbs um Ressourcen und eröffnet aufgrund des Klimawandels die Möglichkeit, in der Zukunft Handelsrouten hindurchzuführen. Der Tiefseebergbau ist ein weiterer Schauplatz, auf dem Staaten ihre Claims abstecken – motiviert von der Hoffnung auf zukünftige Erträge aus der unersättlichen, weltweiten Nachfrage nach Metallen und Mineralien. Auch der Weltraum entwickelt sich weiter zu einem geopolitischen Schauplatz. Die beträchtliche Zunahme von Satelliten, die für militärische Zwecke genutzt werden, zeugt von seiner wachsenden Bedeutung über wissenschaftliche und wirtschaftliche Zwecke hinaus.

Auf der Erde hat die Zahl der gewaltsamen Konflikte und die Zahl ihrer Opfer zugenommen. Der steigende Einsatz militärischer Gewalt ist unübersehbar. Anhaltende und neue geopolitische Krisenherde bedrohen die politische Stabilität von Nationen und ganzen Regionen. Konflikte, Spannungen und Regimewechsel verursachen humanitäre Krisen und menschliches Leid.

„Soft Power“, die über Handelssanktionen ausgeübt wird, wird weiterhin eine wichtige Rolle bei der Konfliktbewältigung mit nichtmilitärischen Mitteln spielen. Gegenwärtig scheinen Nationen eher selektive Strategien zu verfolgen, die spezifische Vorteile bieten, als sich mit einem Block zu verbünden.

Die Zukunft der Demokratie: Die Erosion der Demokratie nimmt zu

Der Verfall demokratischer Strukturen und Prozesse beschleunigt sich: Autokratische Tendenzen und Unzufriedenheit mit der Demokratie in der Bevölkerung sind in vielen demokratischen Ländern zunehmende Entwicklungen. Die Unzufriedenheit ist bei jüngeren Generationen stärker ausgeprägt als bei älteren Generationen. Viele Bürger in demokratischen Ländern sind der Meinung, dass das politische System umfassend reformiert werden muss. Um die Zukunft der Demokratie zu stärken, ist es wichtig, dass Bürger die Möglichkeit haben, sich in demokratische Prozesse einzubringen, und dies auch nutzen.

2024 ist weltweit ein Superwahljahr und damit eine echte Bewährungsprobe für die Demokratie als Regierungsform. Demokratie hängt vom Vertrauen in politische Institutionen ab. Doch insbesondere das Vertrauen in die jeweilige nationale Regierung ist häufig gering. In Europa offenbart der Anstieg der Stimmenanteile populistischer Parteien in den letzten zwei Jahrzehnten eine zunehmende gesellschaftliche Spaltung.

Die Zukunft der Demokratie liegt im Verantwortungsbewusstsein der politischen Eliten, dem Schutz der Grundfreiheiten, freien Medien und einer starken und engagierten Stimme der Bürger. Weltweit ist die Wahlbeteiligung seit Jahren rückläufig, obwohl das Bild national differenziert zu betrachten ist.

Heutzutage erfolgt die Beteiligung am politischen Prozess über die Wahlurne hinaus oft digital: Die öffentliche Meinung wird zunehmend über soziale Medien und Online-Plattformen verbreitet, geteilt und gebildet. Unterdessen sind sich die führenden Politiker liberaler Demokratien darin einig, dass demokratische Rückschritte und autoritäre Tendenzen bekämpft werden müssen.

Wie Unternehmen Megatrends nutzen können

Da globale Risiken von Natur aus dynamisch sind, können sie sich auf vielfältige Weise auf Unternehmen auswirken. Operative, regulatorische und reputationsbezogene Herausforderungen müssen erkannt und entschärft werden. Dazu dient ein dreistufiger Ansatz. Im ersten Schritt sollten die Risiken auf globaler, regionaler und lokaler Ebene identifiziert werden. Das Risikoverständnis sollte durch Szenarioplanung vervollständigt werden. Danach sollten die Auswirkungen der Risiken auf die Strategie und das Geschäftsmodell des Unternehmens abgeschätzt werden. Schließlich sollten Maßnahmen zur Bewältigung der festgestellten Risiken entwickelt und umgesetzt werden. Verbesserte Fähigkeiten im Bereich des Risikomanagements tragen auch dazu bei, neue Chancen zu nutzen.

Das Risiko eines Cyberangriffs wird für Unternehmen immer größer. Um so wichtiger sind eine umfassende präventive Planung sowie im Falle des Angriffs unterstützende Strukturen sowohl intern als auch durch externe Experten. Kontinuierliche Schulungen zu Cybervorfällen auf allen Ebenen sind von entscheidender Bedeutung.

Auch klimabedingte Risiken können nicht länger ignoriert werden. Entscheidungsträger müssen ein Konzept für die Klimaanpassung ihres Unternehmens entwerfen, das die Klimaauswirkungen entlang der nationalen und internationalen Lieferkette ebenso berücksichtigt wie die Auswirkungen in der Unternehmenszentrale. Investitionen in klimafreundliche Prozesse, die häufig staatlich gefördert werden, sollten essenzieller Bestandteil des Konzepts sein.

Die geopolitische Landschaft ist zweifelsohne im Wandel begriffen; die Unternehmensstrategie muss die sich daraus ergebenden Volatilitäten, Spannungen und Verschiebungen zwischen globalen Mächten und neuen Allianzen berücksichtigen. Geopolitische Szenarioüberlegungen und Risikobewertungen können in unsicheren Zeiten als Leitplanken dienen.

Bei Fehlinformationen und Desinformation geht es für Unternehmen darum, dass sie selbst keine produzieren und diese gleichzeitig erkennen, wenn sie von außen an ein Unternehmen herangetragen werden. Unternehmensleiter benötigen für ihre Planung und Strategie die bestmöglichen Informationen. Auf allen Ebenen sollte die Überprüfung von Fakten als Standard in die Unternehmenskultur eingebettet werden, ebenso wie die Schulung in Medienkompetenz. Klarheit in der Kommunikation schafft Vertrauen und die Entwicklung von Richtlinien, die diese unterstützen, ist für Unternehmen und alle Stakeholder hilfreich.

Mitarbeiter, Kunden und andere Interessengruppen erwarten von Unternehmen zunehmend, dass sie sich zu demokratischen Werten bekennen. Die Konsistenz von Haltung und Handlungen und ein differenzierter Dialog sind von entscheidender Bedeutung. Dies gilt insbesondere für internationale Unternehmen.

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Roland Berger Trend Compendium 2050: Politik & Governance

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Das Roland Berger Trend Compendium 2050 behandelt sechs Megatrends, die die Welt bis 2050 prägen werden.

Veröffentlicht April 2024. Vorhanden in
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