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Lösung für Deutschlands Beschaffungsdilemma
Von Maxim Przystaw
Wie deutsche Hersteller Materialkosten in Höhe von 100 Milliarden Euro einsparen können
Die deutsche Fertigungsindustrie steht an einem strategischen Scheideweg. In vielen Branchen ist der Anteil der Materialkosten am Umsatz so hoch wie nie. Da zugleich die Produktion schrumpft, entsteht ein "Beschaffungsdilemma". Anfang 2025 lag die Industrieproduktion real weiter rund 10 % unter dem Niveau vor der Corona-Pandemie, während die Erzeugerpreise allein im Jahr 2022 um fast 33 % gestiegen sind und auf einem hohen Niveau bleiben. Dieses Missverhältnis hat zu überhöhten Kosten ohne Produktionssteigerung geführt und damit die Wettbewerbsfähigkeit und Margen geschwächt.

"Unsere Branche steht vor einem Paradoxon: Die Produktion stagniert, aber die Beschaffungskosten steigen weiter. Der Schlüssel liegt darin, von einem reaktiven Kostenmanagement zu einer proaktiven Wertschöpfung überzugehen und Daten und Technologien zu nutzen, um strategischere Beschaffungsentscheidungen zu treffen."
Die Stimmung in der Wirtschaft spiegelt diesen Druck wider. Im April 2025 lag der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe bei 48,3 und damit zum 35. Mal in Folge unter der neutralen Schwelle von 50,0, was den anhaltenden Pessimismus unterstreicht. Als Reaktion darauf haben viele Unternehmen Stellen abgebaut oder Produktionskapazitäten stillgelegt – eine besorgniserregende Entwicklung für eine exportorientierte Wirtschaft, die auf Effizienz basiert.
Diese Entwicklung hat zahlreiche makroökonomische und strukturelle Ursachen. Zu den Kostentreibern zählen anhaltende Inflation, Energiepreisschwankungen, geopolitische Veränderungen, Klimavorschriften und Arbeitskräftemangel. Gleichzeitig sind viele Unternehmen nicht ausreichend auf die Bewältigung dieser Risiken vorbereitet . Ein Mangel an Transparenz in ihren Lieferketten – insbesondere in Bezug auf Nachhaltigkeit – ist ein ernstes Problem.
Im Gegensatz zu früheren Konjunkturzyklendürften dürften viele dieser Belastungen in naher Zukunft kaum abklingen, sodass für deutsche Hersteller eine neue Normalität mit erhöhten Kosten entsteht .
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Kurzfristige Erholung im Einklang mit langfristiger Transformation
Dennoch gibt es hier eine große Chance: Durch intelligentere Beschaffung könnten deutsche Industrieunternehmen bis zu 100 Milliarden Euro an Materialkosten einsparen – das entspricht einer Steigerung des industriellen BIP um mehrere Prozentpunkte.
Wie kann dies erreicht werden? In einem neuen Bericht analysieren wir aktuelle Beschaffungstrends in der deutschen Fertigungsindustrie und stellen eine zweigleisige Strategie vor, die eine kurzfristige Erholung mit einer langfristigen Transformation in Einklang bringt.
- Rebound: Durch Vertragsneuverhandlungen, Lieferantenkonsolidierung und Optimierung der Tail-Spend-Ausgabenlassen sich kostenbedingte Mehrausgaben mindern und verlorenes Geld zurückgewinnen.
- Vorbereiten: Zur Stärkung ihrer Widerstandsfähigkeit sollten Unternehmen Lieferanten diversifizieren, Preisvolatilitäten absichern, Kostenweitergaben integrieren und Nachhaltigkeit zu einer Priorität bei der Beschaffung machen.
Die Beschaffung muss sich von reaktiver Brandbekämpfung zu strategischer Vorausschau entwickeln. Zur Erreichung dieses Ziels definieren wir in unserer Studie vier zentrale Einkaufskategorien und zeigen auf, welche Bedeutung maßgeschneiderten Maßnahmen zukommt. Für jede Kategorie untersuchen wir die Volatilität, die wichtigsten Triebkräfte für Veränderungen, die Auswirkungen auf Beschaffungsteams sowie dieBenchmarks, an denen sich Industrieunternehmen bei ihren strategischen Entscheidungen orientieren können. Dabei handelt es sich um folgende Kategorien:
- Industriemetalle und Edelmetalle
- Energie und Versorgungsunternehmen
- Chemikalien und Kunststoffe
- Fracht und Logistik
Durch die Umsetzung dieser zweigleisigen Strategie können deutsche Hersteller den aktuellen Margendruck mindern und die Widerstandsfähigkeit ihrer Lieferketten langfristig sichern. Nach unserer Einschätzung lassen sich so die Materialkosten in vielen Kategorien um 5 bis 10 % senken.
Beschaffung als strategischer Wertschöpfer
Es steht viel auf dem Spiel: Deutschlands Rolle als Industriemacht hängt davon ab, dass die Beschaffung von einer Backoffice-Funktion zu einem strategischen Motor für Kostenführerschaft und Innovation wird.
Das Beschaffungsdilemma aus steigenden Kosten und sinkenden Produktionszahlen lässt sich nicht von heute auf morgen lösen. Es erfordert eine Vielzahl individueller Maßnahmen, von neu verhandelten Verträgen über überarbeitete Produkte bis hin zu optimierten Transportwegen.
Entscheidungsfreudige Unternehmen haben jedoch die reale Chance, einen Teil der potenziellen Materialeinsparungen in Höhe von 100 Milliarden Euro für sich zu nutzen – vorausgesetzt, sie machen die Beschaffung zu einem proaktiven, funktionsübergreifenden Wertschöpfer.
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