Die Automobilwelt befindet sich in einem beispiellosen Wandel. Die Megatrends der Branche lauten Polarisierung, Automatisierung, Vernetzung und Elektrifizierung – kurz: PACE.


Zeitenwende im automobilen Mittelstand: Neue Wachstumswege jenseits der Branche
Von Felix Mogge, Thomas Schlick und Matthias Nagl
Unsere Mittelstandsstudie zeigt, Automobilzulieferer in DACH setzen auf Diversifizierung – vor allem in den Verteidigungssektor
Wie die aktuelle Ausgabe der Roland Berger Mittelstandsstudie zeigt, ist der Alltag der Unternehmen in der mittelständischen Zulieferindustrie nach wie vor von massivem Preis- und Wettbewerbsdruck geprägt. Mit 66 Prozent der Nennungen belegt Preisdruck unangefochten den ersten Platz unter den Herausforderungen. Gleichzeitig wird die Frage, wo und wie die Unternehmen der Branche neues Wachstum erzielen können, immer drängender.

"Neue Wachstumsfelder sollen und müssen erschlossen werden, allein schon deshalb, um die Kapazitäten besser auszulasten."
So ist die fehlende Wachstumsperspektive für sechs von zehn Befragten eines der Top-Themen auf der Managementagenda. Drei von vier Zulieferern halten eine Diversifizierung des Geschäftsportfolios über den Automobilsektor hinaus hierbei für die erfolgversprechendste Option. Für 46 Prozent ist sie die beste Möglichkeit, neue Wachstumsfelder zu erschließen, knapp ein Drittel erhofft sich von einer Diversifizierung eine bessere Auslastung vorhandener Kapazitäten.
Technologische Nähe und Kompetenzen machen Zulieferer zu attraktiven Partnern
Die besten Aussichten, neue Umsatzquellen zu erschließen, bietet scheinbar der Verteidigungsbereich. Knapp zwei Drittel der rund 200 für die Studie befragten Führungskräfte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz sehen das so.
Das eindeutige Votum zugunsten des Verteidigungssektors lässt sich zum einen mit den seit Jahren wachsenden geopolitischen Spannungen und den in der Folge steigenden Verteidigungsbudgets erklären. Weil die geplanten Investitionen die verfügbaren Kapazitäten der Unternehmen aus den nationalen Verteidigungssektoren deutlich überschreiten, scheint es naheliegend, zusätzliche Kapazitäten aus der zivilen Industrie zu nutzen, um die Lücke zwischen klassischer Verteidigung und bezahlbarer Massenware zu schließen.
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"Im Verteidigungssektor werden perspektivisch wichtige Kapazitäten fehlen. Mit seinen hochindustrialisierten Unternehmen kann der automobile Mittelstand hier optimal unterstützen."
Ein zweiter Grund für die positiven Erwartungen im Verteidigungssektor ist die technologische Nähe beider Branchen. So können Zulieferer unter anderem mit Kompetenzen in den Bereichen Sensorik, Fertigung oder Systemintegration punkten. Auch ihre Material- und Fertigungskompetenz und ihr Know-how im Bereich Qualitätsmanagement und Produktentwicklung qualifizieren den automobilen Mittelstand als attraktiven Partner.
Bei den Produkten könnte ein Schwerpunkt auf massenproduzierbaren, softwaredefinierten Abwehrsystemen liegen. Diese müssen zu erschwinglichen Preisen, mit den gewünschten Anforderungen und in hohen Stückzahlen verfügbar sein. Die Studienteilnehmer sehen vor allem bei elektronischen und mechanischen Bauteilen sinnvolle Ansatzpunkte. Auch mit Modulen für Antrieb und für die Energieversorgung sowie Softwarelösungen ist die Branche nach eigener Einschätzung gut aufgestellt.
Zeitenwende: Neue Chancen für den automobilen Mittelstand
Für einen erfolgreichen Markteintritt müssen zivile Unternehmen ihre Chancen jetzt systematisch nutzen, so die Experten von Roland Berger. In Abhängigkeit vom jeweiligen Ambitionsniveau und den verfügbaren Mitteln für Investitionen gibt es verschiedene denkbare Rollen für neue Zulieferer aus der Automobilbranche: vom reinen Fertigungspartner bis hin zur Übernahme einer (Co-) Führungsrolle in einem Verteidigungsprogramm.
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