Das Transatlantic Business Barometer 2024 fasst die Ergebnisse einer Befragung deutscher und US-amerikanischer Tochterunternehmen im jeweils anderen Land zu Geschäftsbedingungen und Standortfaktoren zusammen.
AmCham Germany Transatlantic Business Barometer 2025
Von David Born und Christian Krys
Geopolitische Verschiebungen beeinträchtigen strategische Ausrichtung der transatlantischen Unternehmen
Das Jahr 2025 wird in vielerlei Hinsicht als ein von Unsicherheit geprägtes Jahr in Erinnerung bleiben. Von vorgezogenen Neuwahlen in Deutschland, über die „Liberation Day“ Zölle, die zu globalen Handelskonflikten geführt haben, bis hin zum jüngsten Shutdown der US-Regierung – selten war ein Jahr von so viel Volatilität und Unvorhersehbarkeit geprägt. Umso erfreulicher ist, dass trotz der Unsicherheit sowohl deutsche Unternehmen in den USA als auch US-Unternehmen in Deutschland von einem soliden Geschäftsjahr 2025 ausgehen. Dies geht aus dem diesjährigen transatlantischen Wirtschaftsbarometer hervor, dass gemeinsam von Roland Berger und der American Chamber of Commerce (Am Cham) erstellt wird.
Für die Studie wurden im September und Oktober 2025 US-amerikanische Unternehmen, die in Deutschland tätig sind, sowie deutsche Unternehmen mit Geschäftsaktivitäten in den Vereinigten Staaten befragt.
Geopolitik wirkt sich zunehmend auf strategische Position aus
Nachdem die befragten Unternehmen bereits in den Vorjahren ihre Sorge vor zunehmendem Protektionismus ausgedrückt haben, bestätigen die Unternehmen in diesem Jahr, dass die geopolitischen Veränderungen sich direkt auf ihre strategische Position auswirken. Etwa 69% der befragten US-Unternehmen sowie 59% der deutschen Unternehmen gaben an, dass sich die aktuellen geopolitischen Verschiebungen negativ auf ihre strategische Ausrichtung auswirken. Dennoch gibt es auch Gewinner der aktuellen Entwicklung: 29% der deutschen Unternehmen mit Geschäft in den USA und 19% der US-Unternehmen in Deutschland gaben an, dass die Veränderungen sich positiv auf die strategische Position auswirken.
USA verlieren als Wirtschaftsstandort an Attraktivität
In den Augen der deutschen Unternehmen mit Geschäftsaktivitäten in den USA hat der Wirtschaftsstandort USA im vergangenen Jahr deutlich an Attraktivität verloren. Bewerteten im Vorjahr noch 80% der befragten Unternehmen die USA als attraktiven Wirtschaftsstandort, waren es in diesem Jahr nur noch 28%. Somit gaben zum ersten Mal seit Beginn der Umfrage mehr Unternehmen den USA ein schlechtes Zeugnis (44%) als ein positives. Auch bei der Bewertung der einzelnen Standortfaktoren kam es durch die Bank zu Verschlechterungen. Insbesondere bei der Bewertung der Planbarkeit der Investitionsbedingungen sowie der Wirtschafts- und Industriepolitk kam es zu einem deutlichen Rückgang positiver Bewertungen. Nur noch 5% der befragten deutschen Unternehmen bewerten diese beiden Faktoren als gut oder sehr gut. Im vergangenen Jahr waren dies immerhin noch über 50% der befragten Unternehmen. Als positive Standortfaktoren werden das Potenzial als Absatzmarkt (60% positive Beurteilung) sowie die Energiekosten (50%) genannt. Der zunehmende Pessimismus spiegelt sich auch in den Investitionsaussichten wieder: Nur noch jedes Dritte deutsche Unternehmen gab an, seine Aktivitäten am US-Markt in den kommenden Jahren ausbauen zu wollen. 40% der Unternehmen planen hingegen einen Abbau der Aktivitäten.
Auch die US-Unternehmen erachten den deutschen Wirtschaftsstandort als nicht sehr attraktiv. Nachdem sich die Beurteilung des Wirtschaftsstandorts Deutschlands in bereits in den vergangenen Jahren kontinuierlich verschlechtert hat, urteilten in diesem Jahr nur noch 27% der US-Unternehmen positiv über Deutschland. Die US-Unternehmen kritisieren vor allem die hohen Kosten für Energie und Arbeit, die Wirtschafts- und Industriepolitik, sowie die Qualität der digitalen Infrastruktur. Positiv hervorgehoben wurden hingegen die Qualität und Verfügbarkeit von Fachkräften sowie das Potenzial als Absatzmarkt.
Licht am Ende des Tunnels: Hoffnung am Standort Deutschland kehr zurück
Nach Jahren wachsender Ernüchterung zeichnet sich unter US-Unternehmen in Deutschland erstmals wieder ein Stimmungsumschwung ab. Fast zwei Drittel erwarten bessere Geschäfts- und Investitionsbedingungen in den kommenden Jahren – ein Signal, das Hoffnung macht. Das Vertrauen dürfte nicht zuletzt auf die angekündigten Reformen und das jüngste Fiskalpaket der Bundesregierung zurückzuführen sein. Denn auch wenn die Welt komplexer und unberechenbarer wird, hat Deutschland die Chance, gestärkt aus dieser Phase des Wandels hervorzugehen. Es wäre nicht das erste Mal, dass das Land unter Druck seine Stärke beweist – wenn Politik, Wirtschaft und Gesellschaft jetzt gemeinsam handeln.
Trotz anhaltender Unsicherheiten sendet das diesjährige Transatlantic Business Barometer eine klare Botschaft: Vertrauen kann zurückkehren – wenn Politik und Wirtschaft jetzt entschlossen handeln. Die transatlantische Partnerschaft bleibt eine der wichtigsten Wirtschaftsachsen der Welt – doch ihr volles Potenzial lässt sich nur durch erneuertes Engagement, strukturelle Reformen und strategische Zusammenarbeit entfalten. Roland Berger und AmCham Germany sind überzeugt: Jetzt ist der Moment, Optimismus in konkretes Handeln zu übersetzen. Gemeinsam können wir eine wettbewerbsfähigere, widerstandsfähigere und zukunftsfähige transatlantische Wirtschaft gestalten.