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Business Ecosystems: Mehrwert durch Netzwerk

Business Ecosystems: Mehrwert durch Netzwerk

18. April 2024

Wie die Zusammenarbeit Innovationen und Kundennutzen fördert

Welche Möglichkeiten bleiben Unternehmen heute, neues Wachstum zu erzielen? Die meisten gängigen Ansätze – effizientere Vertriebsstrukturen, der Gang in neue Märkte oder der Kauf von Marktanteilen – sind vielerorts ausgereizt. Gleichzeitig macht sich die Einsicht breit, dass sich viele Herausforderungen unserer Zeit nur in Partnerschaften lösen lassen: in der Zusammenarbeit über Firmengrenzen hinweg. Immer mehr Unternehmen setzen auf Wertschöpfungsnetzwerke, in denen sich unterschiedliche Partner zusammenschließen, um neue, bessere Kundenangebote zu entwickeln oder resilientere Lieferketten zu erzielen. Vieles weist darauf hin, dass die Fähigkeit, in solchen Ökosystemen zu kooperieren, für den künftigen Erfolg entscheidend sein könnte.

Immer mehr Unternehmen setzen auf Wertschöpfungsnetzwerke, um neue, bessere Kundenangebote zu entwickeln oder resilientere Lieferketten zu erzielen
Immer mehr Unternehmen setzen auf Wertschöpfungsnetzwerke, um neue, bessere Kundenangebote zu entwickeln oder resilientere Lieferketten zu erzielen
"Kaum ein Unternehmen, das langfristig erfolgreich wirtschaften will, kann es sich erlauben, auf eine Ecosystem-Strategie mit entsprechenden Strukturen, Prozessen und Ressourcen zu verzichten."
Portrait of Julia Duwe
Partner
Stuttgart Office, Zentraleuropa

So ist in Zukunftsfeldern wie der Wasserstoffwirtschaft schon heute absehbar, dass der Umsatz einzelner Player langfristig praktisch vollständig davon abhängen wird, ob das Unternehmen in ein funktionierendes globales Business Ecosystem eingebunden ist. Auch der technologische Wandel, etwa durch Künstliche Intelligenz , und der Fachkräftemangel werden dazu führen, dass Unternehmen immer mehr zur Zusammenarbeit «gezwungen» sind.

Was aber hat es mit einem Business Ecosystem nun genau auf sich? Anders als in anderen Kooperationsmodellen wie Plattform Ökosystemen, 1:1-Kunden-Lieferantenbeziehungen oder industrieübergreifenden Initiativen beschreibt ein Business Ecosystem die Zusammenarbeit von mindestens zwei Akteuren – Unternehmen, Start-ups oder Forschungseinrichtungen – in einem besonderen Netzwerkmodus. Dieser ist durch drei Merkmale gekennzeichnet:

  1. Ziel der Zusammenarbeit ist die Entwicklung eines neuen, besseren Kundenangebots.
  2. Ein Orchestrator koordiniert den Prozess, führt die unterschiedlichen Interessen zusammen und sorgt dafür, dass das gemeinsame Nutzenversprechen erreicht wird.
  3. Alle Teilnehmer begegnen sich auf Augenhöhe und ohne Unterscheidung nach Größe oder Marktmacht.

Neben dem finanziellen Nutzen gibt es einige weitere Gründe, ein Business Ecosystem aufzubauen oder sich darin zu engagieren. Dazu zählen der mögliche Einstieg in bisher nicht erreichbare Themenfelder, erhoffte Innovationserfolge oder der mit der Teilnahme verbundene Motivationsschub bei den Beschäftigten.

Fehlende Strategie, mangelnde Expertise: Woran frühere Versuche gescheitert sind

Natürlich ist die Zusammenarbeit verschiedener Partner an sich nichts Neues. Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren Partnerschaftsmodelle aufgebaut, häufig standen die Initiativen unter dem Schlagwort «Open Innovation». Dabei galt die Zahl der mit Partnern abgeschlossenen MOUs («Memo randum of Understanding») als wichtige Erfolgsgröße. Wegen des wachsenden Kostendrucks wurden viele dieser Modelle allerdings wieder eingestellt.

Dabei ist es nicht so, dass die Zusammenarbeit keinen erkennbaren Nutzen gestiftet hätte. Das Scheitern hatte vielmehr andere Gründe. Eine maßgebliche Ursache ist die fehlende strategische Bedeutung der Zusammenarbeit. Diese ist aber eine Voraussetzung für ein gewinnbringendes Geschäftsmodell. Deswegen müssen alle Unternehmen in einem Business Ecosystem darauf achten, dass jedem Investment ein klar definiertes Ergebnis gegenübersteht.

"Auch der technologische Wandel, etwa durch Künstliche Intelligenz, und der Fachkräftemangel werden dazu führen, dass Unternehmen immer mehr zur Zusammenarbeit «gezwungen» sind."

Ein weiterer Grund für das Scheitern früherer Versionen von Business Ecosystems sind mangelnde Expertise im Ökosystem-Management und fehlende Ressourcen. Vielen Beschäftigten in traditionellen Industrieunternehmen fehlen die Kompetenz und Erfahrung, die nötig sind, um ein Ökosystem professionell zu orchestrieren. Denn der Koordinationsbedarf eines Business Ecosystems wird häufig unterschätzt. Eine weitere Herausforderung: Viele bekannte Führungsmethoden funktionieren im Ökosystem nicht, weil die verschiedenen Teilnehmer teilweise ganz unterschiedliche Unternehmenskulturen mitbringen. Auf der gemeinsamen Suche nach einem neuen, besseren Wertangebot für die Kunden sind verschiedene Denk- und Herangehensweisen aber nicht störend, sondern bilden vielmehr einen wichtigen Nährboden. Alle beteiligten Akteure brauchen daher eine kooperative und offene Herangehensweise, bei der die unterschiedlichen Interessen gut ausbalanciert werden.

Ökosysteme brauchen ein professionelles Management

Auch Business Ecosysteme haben eine begrenzte Lebensdauer. Sie ist abhängig von der Komplexität und dem Aufwand, der für das Erreichen des gemeinsam festgelegten Ziels erbracht werden muss. Nur in den wenigsten Fällen lässt sich das Ausschöpfen des wirtschaftlichen Erfolgs verstetigen. Vielmehr kommt es meistens zu einer Abwicklung des Ökosystems. Dabei kann es in ein Plattform-Ökosystem übergehen, es kann sich eine Kunden-Lieferanten-Beziehung zwischen den Partnern entwickeln oder das Ökosystem löst sich unter Veräußerung der Ergebnisse auf.

Entscheidend für eine erfolgreiche Umsetzung eines Business Ecosystems sind neben einem überzeugenden Wertangebot geeignete Partner und ein Geschäftsmodell, bei dem klar ist, wem am Ende was gehört. Um dem hohen Bedarf an Koordination und Orchestrierung gerecht zu werden, setzen erfolgreiche Unternehmen auf ein professionelles Ökosystem-Management. Der Aufwand lohnt sich: Gerade kleineren Unternehmen, Start-ups und Forschungseinrichtungen bieten Ökosysteme neue Möglichkeiten, in Kooperation mit Großunternehmen neue Wachstumsfelder zu erschließen.

Den vollständigen Artikel aus der „Zeitschrift OrganisationsEntwicklung (ZOE)“ finden Sie hier .

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