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Hit oder Hype? Ökosysteme in der Versicherungswirtschaft

Hit oder Hype? Ökosysteme in der Versicherungswirtschaft

17. Januar 2024

Mit welchen Strategien, Themen und Rollen sich der Einstieg lohnt

In vielen Branchen werde seit einigen Jahren verschiedene Ökosystemansätze umgesetzt, auch in der Versicherungswirtschaft. Die Vorteile für Anbieter, mit diesem Ansatz sind: mehr Kundenorientierung, eine stärkere Digitalisierung der Kundenschnittstelle sowie ein breiteres Produkt- und Serviceangebot.

"Versicherungsökosysteme sind kritische strategische Strukturen, die nicht nur die Widerstandsfähigkeit der Branche verbessern, sondern auch die Fähigkeit der Unternehmen, für Kunden und Investoren nachhaltig Wert zu schaffen."
Portrait of Ulrich Kleipaß
Senior Partner
Berlin Office, Zentraleuropa

Soweit die Theorie. Doch haben sich die Erwartungen der Unternehmen in der Praxis erfüllt? Welche Faktoren sind entscheidend, um aus Ökosystemen tatsächlich einen Nutzen zu ziehen? Antworten auf diese Fragen liefert unsere neue Studie Ecosystems of Tomorrow. Sie basiert auf Antworten von mehr als 70 Befragten aus unterschiedlichen Bereichen und Hierarchiestufen in Versicherungsunternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Um eine umfassende Betrachtung aus B2B-Perspektive zu gewährleisten, wurden auch Informationen von Partnern wie Technologieanbietern, Start-ups und Maklern berücksichtigt.

Ökosysteme werden wettbewerbsentscheidend sein

Dass Ökosysteme auch in der Versicherungsbranche immer wichtiger werden, hat der Untersuchung zufolge verschiedene Gründe. So erwarten Kunden vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen in anderen Branchen auch von Versicherern längst mehr als eine möglichst reibungslose Zahlung im Schadenfall. Sie wünschen sich einfache und dabei umfassende Lösungen mit niedrigen Beiträgen. Ein weiterer Treiber für das Entstehen von Ökosystemen ist der Wettbewerb, auch aus anderen Branchen. Garantie- und Assistanceprodukte von Fahrzeugherstellern sind ein Beispiel dafür, aber auch digitale Player aus dem Gesundheitsbereich, die sich wie eine „Spinne im Netz“ an der Kundenschnittstelle positionieren. Schließlich spielt der technologische Fortschritt bei der Entstehung und Verbreitung von Ökosystemen eine wichtige Rolle, weil sich große Datenmengen schneller und zielgenauer analysieren lassen.

Wir gehen davon aus, dass Ökosysteme auch in Europa in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen werden. Das sehen auch die befragten Teilnehmenden so: Neun von zehn bewerten Ökosysteme für die Zukunft der Branche als äußerst signifikant bis wettbewerbsentscheidend. Wie die Analyse des Status quo der Versicherungsindustrie in Bezug auf die aktuelle Bedeutung von Ökosystemen zeigt, sind fast alle Studienteilnehmer bereits mit ihnen in Berührung gekommen, die überwiegende Mehrheit, rund 80 Prozent, nach eigenen Angaben sogar schon häufig.

Rollenkonzepte und Themen

Auch auf die möglichen Rollen von Teilnehmern in Ökosystemen geht die Analyse ein. Drei verschiedene kommen in Betracht: Orchestrator, Realizer oder Enabler. Orchestratoren sind die nach außen hin sichtbarsten Akteure. Ihnen fällt die Aufgabe zu, eine Vision zu formulieren, technische Plattformen bereitzustellen und Strukturen zu schaffen. Realizer sind dagegen Akteure, die Produkte und Dienstleistungen liefern und damit aus der Infrastruktur oder dem Produkt eines Anbieters ein Ökosystem entstehen lassen. Sie managen die Kundenbeziehungen. Enabler stellen notwendige Ressourcen oder Infrastruktur für Wachstum bereit. Ihre Aufgabe ist es, ein günstiges Umfeld zu schaffen, das den Erfolg aller Akteure fördert.

Für den Aufbau eines Ökosystems besonders geeignet halten die Befragten der Studie die Bereiche Gesundheit, Mobilität und Cyber. Der Cyberbereich zeigt seit vielen Jahren rasantes Wachstum. In einem Ökosystem können die Partner voneinander profitieren und ihre Expertise bündeln. Die Autorinnen und Autoren erwarten eine Vervielfachung des Marktvolumens. Für Europa und den DACH-Raum gehen sie von einer Wachstumsrate der Prämie in dieser Sparte von mehr als 30 Prozent pro Jahr aus.

Im Bereich Gesundheit haben Ökosysteme zumindest in ausgewählten Märkten Europas bereits einen höheren Reifegrad erreicht. Digitalisierung und technologischer Fortschritt haben das Marktwachstum signifikant vorangetrieben. Gleichzeitig spielt die Regulatorik eine große Rolle. Versicherer können Ökosysteme nutzen, um ihr Leistungsportfolio zu erweitern und interne Effizienzen zu heben. Erfolgsentscheidend sind eine kundenzentrierte Versorgung, die Zusammenarbeit mit qualifizierten Partnern und die Fähigkeit, Innovationen schnell umzusetzen.

Auch in Mobilitäts-Ökosystemen, dem dritten als attraktiv identifizierten Bereich für Versicherer, kommt es für die Unternehmen in erster Linie darauf an, Themen zu besetzen, die inhaltlich nah am Versicherungsgeschäft liegen, oder Services anzubieten, die vom Kunden im Kontext der Versicherung seines Kfz wahrgenommen werden.

Vor dem Start eine solide Grundlage schaffen

Wie sollten sich Versicherer dem Thema Ökosystem nun am besten nähern? Wir empfehlen eine schrittweise Vorgehensweise. Zunächst sollte eine gründliche Analyse das Status Quo in der relevanten Sparte und des Marktes durchgeführt werden. So ist es wichtig zu verstehen, welche Rollen und Akteure in einem Ökosystem notwendig sind und welche davon für Versicherer geeignet sind. Im zweiten Schritt sollte die Kompatibilität des Unternehmens mit der Idee und Philosophie eines Ökosystems geprüft werden. Schließlich müssen Versicherer ihre angestrebte Rolle definieren und einen konkreten Business Plan erstellen. Erst dann kann die Umsetzung starten.

Welche Rollen sind für Versicherer in den drei genannten Bereichen attraktiv? Worauf kommt es bei der Umsetzung an und wie können sich Unternehmen optimal auf ihren Start in einem Ökosystem vorbereiten? Antworten auf diese Fragen finden Sie in unserer aktuelle Studie.

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