Future of Health 7

Future of Health 7

16. Oktober 2025

Das Gesundheitssystem der Zukunft

Gesundheitssysteme weltweit stehen zunehmend unter Druck: steigende Kosten, demografischer Wandel und rasant fortschreitende medizinische Innovation stellen sie vor enorme Herausforderungen. Die siebte Ausgabe der Roland Berger-Studie „Future of Health“ basiert auf einer umfassenden Best-Practice-Analyse und einer globalen Befragung von mehr als 5.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in 25 Ländern im Jahr 2025. Sie macht deutlich: Um die Lücke zwischen alten Strukturen und neuen Realitäten zu schließen, ist eine grundlegende Reform unerlässlich.

Die Studie identifiziert die zentralen Prinzipien leistungsfähiger Gesundheitssysteme: echte Chancengleichheit, starke Versorgungskoordination, effektive Digitalisierung, präventionsorientierte öffentliche Gesundheit, effizienten Ressourceneinsatz, agile und transparente Governance sowie transformative Innovation. Doch während sich die Systeme weiterentwickeln, bleibt eine Schlüsselfrage offen: Wie lassen sich gemeinsame Werte mit lokalen Realitäten in Einklang bringen – und Versorgungsmodelle gestalten, die den Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger wirklich entsprechen?

The future of healthcare lies in balancing global values like equity and prevention with local realities and cultural contexts.
The future of healthcare lies in balancing global values like equity and prevention with local realities and cultural contexts.

Warum sich Gesundheitssysteme jetzt verändern müssen

Der Handlungsbedarf ist offensichtlich: Obwohl die Gesundheitsausgaben weltweit schneller steigen als das Wirtschaftswachstum, bleiben Ungleichheiten beim Zugang und bei den Ergebnissen bestehen. Alternde Bevölkerungen und die wachsende Last chronischer Erkrankungen verändern die Nachfrage. Gleichzeitig begrenzen Fachkräftemangel (die WHO prognostiziert bis 2030 ein globales Defizit von 11 Millionen Gesundheitsfachkräften) und veraltete Governance-Strukturen das Angebot.

Parallel eröffnen neue Therapien – etwa Zell- und Gentherapien oder GLP-1-Agonisten – völlig neue Behandlungsmöglichkeiten. Doch kaum ein System ist heute darauf vorbereitet, diese Innovationen flächendeckend zu integrieren. Diese Entwicklungen verweisen auf eine grundsätzliche Schieflage und unterstreichen die Notwendigkeit, die Struktur, Finanzierung und Steuerung der Gesundheitsversorgung umfassend neu zu denken.

Auf der Suche nach Exzellenz

Was zeichnet die weltweit besten Gesundheitssysteme aus und wie erreichen sie ihre Leistungsfähigkeit? Unsere Analyse zeigt: Hochperformante Systeme verfügen über eine klar erkennbare Hebelarchitektur, die bei effizientem Ressourceneinsatz bessere Ergebnisse ermöglicht.

Sie richten Finanzierung, Leistungserbringung und Governance konsequent an Fairness und Zugang aus. Eine klare Koordination verbindet Prävention, Behandlung und Nachsorge. So entsteht ein integriertes Gesamtsystem anstelle isolierter Institutionen. Beispiele wie Dänemarks digitale Infrastruktur oder Singapurs Primärversorgungsnetzwerke zeigen, wie durchdachtes Design und Verantwortlichkeit Strategie in messbare Resultate übersetzen. Systeme, die Integration mit Transparenz verbinden, steigern nicht nur ihre Leistungsfähigkeit, sondern auch das öffentliche Vertrauen in den Wert von Gesundheitsversorgung.

Zudem weist vieles darauf hin, dass Exzellenz weniger von finanzieller Ausstattung abhängt als von Anpassungsfähigkeit und strategischer Fokussierung. Systeme, die Ergebnisse laufend messen und Daten effektiv nutzen, reagieren besser auf demografische Veränderungen und fiskalischen Druck – insbesondere, wenn sie gleichzeitig in ihre Arbeitskräfte investieren.

Resilienz entsteht oft durch die Fähigkeit, Innovation in die Praxis zu überführen: In Estland etwa wurden digitale Werkzeuge erfolgreich in klinische Abläufe integriert – mit Effizienzgewinnen und verbessertem Zugang. Japan wiederum hat die Koordination zwischen Krankenhäusern und Gemeindebetreuung gestärkt, um den Bedürfnissen einer alternden Gesellschaft gerecht zu werden. Entscheidend ist dabei, nicht einzelne Modelle zu kopieren, sondern die zugrundeliegenden Prinzipien leistungsfähiger Systeme auf nationale Prioritäten und Realitäten anzupassen.

Was die Gesellschaft von Gesundheitsversorgung erwartet

Unsere globale Befragung zeichnet ein klares Bild dessen, was Menschen in unterschiedlichen Ländern am meisten schätzen. Die Antworten ähneln sich in bemerkenswerter Weise: Danach gefragt, ob alle Menschen dieselbe Versorgung erhalten sollten – unabhängig vom Einkommen –, oder ob jene, die mehr zahlen, auch schnellere oder bessere Behandlung verdienen, befürwortet eine deutliche Mehrheit (61 %) gleichen Zugang für alle.

Ebenso sind 57 % bereit, längere Wartezeiten zugunsten von Gleichbehandlung in Kauf zu nehmen. Die Befragten sprechen sich außerdem klar für öffentlich finanzierte Systeme mit umfassender Abdeckung aus. Sie betrachten Erschwinglichkeit und Inklusion als Schlüssel zu Fairness und Vertrauen im Gesundheitswesen.

Neben Chancengleichheit wünschen sich die Menschen Fortschritt ohne den Verlust menschlicher Nähe. Zwar befürworten die meisten die Digitalisierung des Gesundheitswesens, zugleich betonen sie die Bedeutung persönlicher Interaktion. Prävention und Eigenverantwortung werden hoch geschätzt, doch 68 % lehnen Sanktionen für ungesundes Verhalten ab.

Mehr als die Hälfte befürwortet frühen Zugang zu innovativen Therapien wie Biologika oder Gentherapien, allerdings ist die Gewichtung unterschiedlich: 52 % würden Innovationen für Krankheiten mit dem größtem Einfluss priorisieren, 48 % für jene mit der höchsten Patientenzahl. Insgesamt zeigen die Ergebnisse den weltweiten Wunsch nach modernen, gerechten und menschlichen Gesundheitssystemen.

Vom Leitbild zur Umsetzung

Diese Erkenntnisse in nachhaltige Wirkung zu überführen, erfordert koordiniertes Handeln.

Für politische Entscheidungsträger bedeutet das: den Schritt vom Krisenmanagement hin zu langfristiger Systemgestaltung zu gehen – und gleichzeitig in Prävention, Integration und die Stärkung der Fachkräfte zu investieren. Klare Zielsetzungen und eine Finanzierung, die an messbare Ergebnisse gekoppelt ist, sind entscheidend.

Für Unternehmen – von Leistungserbringern über Pharmaunternehmen bis zu digitalen Innovatoren – gilt es, Innovation mit Zugänglichkeit und Vertrauen zu verbinden. Transparente Partnerschaften und Investitionen in Lösungen, die sowohl Bezahlbarkeit als auch Effizienz fördern, sind unerlässlich.

Unsere Schlussfolgerung: Nur wenn öffentliche Politik und private Innovation Hand in Hand gehen – und Vertrauen sowie Chancengleichheit das Zentrum der Reform bilden –, können wir Gesundheitssysteme schaffen, die wirklich zukunftsfähig sind.

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