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ADR5: Autonome Mobilität kommt schneller als gedacht

ADR5: Autonome Mobilität kommt schneller als gedacht

20. März 2019

Nachfrage nach neuen Fahrzeugkonzepten setzt etablierte Autofirmen zusätzlich unter Druck

"Die Entwicklung hat inzwischen eine unglaubliche Dynamik angenommen. Leider spielt die Musik nicht bei den etablierten Autoherstellern, sondern in erster Linie bei den großen Tech-Firmen und den innovativen Start-ups."
Portrait of Wolfgang Bernhart
Senior Partner
Stuttgart Office, Zentraleuropa

Der Übergang zur autonomen Mobilität wird sich nicht über Nacht vollziehen – aber er geht deutlich schneller als angenommen, auch wenn der durch unrealistische Ankündigungen angefeuerte mediale Hype langsam abklingt. Das ist eines der wichtigsten Ergebnisse des aktuellen Automotive Disruption Radars, mit dem Roland Berger alle sechs Monate den weltweiten Stand der Entwicklung im Bereich autonome Mobilität untersucht. Wie die aktuelle fünfte Ausgabe zeigt, gibt es an fast allen Fronten große Fortschritte, sei es bei Gesetzgebung, Infrastruktur, Investitionen oder beim Interesse der Kunden.

Nach den USA öffnen sich weitere Länder für die Erprobung autonomer Fahrzeuge und gestatten den Betrieb ohne eine Person an Bord (z.B. Niederlande, Frankreich). Die bislang weitreichendste Regelung von Haftungsfragen gilt seit dem vergangenen Sommer mit dem Automated and Electric Vehicles Act in Großbritannien. Auch beim Ausbau der 5G-Netze – eine der zentralen Voraussetzungen für autonomes Fahren – geht es mit großen Schritten voran. In den USA und Südkorea sind seit Kurzem die ersten kommerziellen Netze in Betrieb, andere Länder wie China, Singapur und Dubai haben die Frequenzvergabe bereits abgeschlossen.

In Sichtweite: Die ersten kommerziellen Dienste im Bereich autonome Mobilität könnten schon bald auf den Markt kommen.
In Sichtweite: Die ersten kommerziellen Dienste im Bereich autonome Mobilität könnten schon bald auf den Markt kommen.

Unterdessen ist die Nachfrage nach Elektroautos ungebrochen groß: Allein in China, dem weltweit größten Markt für Elektrofahrzeuge, hat sich der Anteil in den vergangenen zwei Jahren vervierfacht. Dass immer mehr Städte Fahrverbote für Benzin- und Diesel-Fahrzeuge verhängen, dürfte dabei eine nicht unwesentliche Rolle spielen. Die Zahl der Städte, die solche Verbote oder Beschränkungen haben, ist seit 2017 immerhin von 24 auf 44 Prozent gestiegen.

Risikokapital verleiht der ohnehin großen Dynamik zusätzlichen Schub

Auch Investoren haben die autonome Mobilität als attraktiven Zukunftsmarkt erkannt. Die japanische Softbank wird in mehreren Tranchen bis zu einer Milliarde US-Dollar in das US-Start-up Nuro investieren, das Einkäufe mithilfe autonomer Fahrzeuge über die „letzte Meile“ zur Wohnung oder ins Büro der Kunden bringt. Zwei weitere Start-ups haben Finanzierungszusagen von bis zu einer halben Milliarde Dollar erhalten. Insgesamt fließt immer mehr Kapital in Projekte im Bereich Künstliche Intelligenz –wohl auch in der Annahme, dass es unter anderem „intelligente“ Algorithmen sind, die dem voll-autonomen Fahren am Ende zum Durchbruch verhelfen könnten.

Das verweist auf ein zweites zentrales Ergebnis des aktuellen Automotive Disruption Radars: Der Großteil der vielversprechenden Projekte wird von den Tech-Giganten wie Google´s Waymo oder von agilen, innovativen Start-ups durchgeführt. Die großen Autohersteller, mit Herausforderungen wie der Batterietechnologie schon reichlich gefordert, spielen allenfalls eine untergeordnete Rolle. Schrumpfende Margen könnten ihnen das Leben künftig noch schwerer machen. Gefordert sind gute neue Ideen, etwa im Segment der sogenannten Purpose-Built Vehicles . Diese innovative Fahrzeugklasse ist mit einer flexiblen Innenausstattung ganz auf die Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt, günstig im Unterhalt, praktisch, umweltfreundlich und bequem – und ihr gehört nach Ansicht vieler die Zukunft.

Höchste Zeit also für Hersteller und Zulieferer, ihre Geschäftsmodelle an diese veränderte Nachfrage anzupassen. Erste herstellerübergreifende Kooperationen zu Mobilitätsservices und zur Entwicklung autonomer Systeme sind bereits angekündigt, weitere werden folgen. Als wir vor drei Jahren in einem Bericht die Prognose aufgestellt haben, dass voll-autonome Robocabs bis zum Jahr 2030 mehr als ein Viertel des weltweiten Mobilitätsmarkes abdecken könnten, klang das noch recht kühn. Allen technischen Hürden zum Trotz sieht es jetzt so aus, als ob es noch höchstens fünf Jahre dauert, bis die ersten kommerziellen Anbieter nennenswerte Umsätze erzielen.

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Studie

ADR5: Autonome Mobilität kommt schneller als gedacht

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Der neue Automotive Disruption Radar: Die ersten autonomen Fahrzeuge werden früher als gedacht auf den Markt kommen.

Veröffentlicht März 2019. Vorhanden in
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