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AmCham Germany Transatlantic Business Barometer 2023

AmCham Germany Transatlantic Business Barometer 2023

16. März 2023

Unternehmen wünschen sich Stärkung der transatlantischen Zusammenarbeit

Angesichts globaler Bedrohungen wie dem Klimawandel, geopolitischen Spannungen oder Pandemien ist die Zusammenarbeit zwischen der Europäischen Union und den USA wichtiger denn je. Nur so lassen sich die vielfältigen Probleme bewältigen und Stabilität, Sicherheit und Frieden in der Welt bewahren. Trotz Reibungspunkten in den vergangenen Jahren wie dem Handelsstreit oder den jüngsten Diskussionen rund um den Inflation Reduction Act und den Europäischen Net Zero Industry Act sind Europa und die USA weiterhin politisch und wirtschaftlich eng miteinander verflochten.

Multi-ethnic group of business persons talking in the office

Deutsche und amerikanische Unternehmen wünschen sich sogar eine Stärkung der transatlantischen Partnerschaft und der wirtschaftlichen Beziehungen. Das ist ein zentrales Ergebnis des Transatlantic Business Barometers 2023, das die American Chamber of Commerce (AmCham) gemeinsam mit Roland Berger erstellt hat. Befragt wurden zu diesem Zweck im Januar und Februar 2023 US-Unternehmen, die in Deutschland tätig sind, und deutsche Unternehmen mit Aktivitäten in den USA.

Transatlantische Handels- und Geschäftsbeziehungen sind deutlich ausbaufähig

In Bezug auf die aktuellen transatlantischen Handels- und Geschäftsbeziehungen liefert die Befragung ein ernüchterndes Ergebnis: Nur eine Minderheit der befragten Unternehmen schätzt diese als gut oder sehr gut ein. Dabei sehen die deutschen Unternehmen in den USA die Beziehungen noch kritischer als ihre amerikanischen Pendants in Deutschland. Insbesondere die Abstimmung mit multilateralen Institutionen, wie der WTO, und die Fortschritte bei der transatlantischen Handelsliberalisierung beurteilen die Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks als unzureichend. Ausbaufähig ist außerdem die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Digitalpolitik. Die Ergebnisse können als Auftrag an die Politik in Europa und den USA verstanden werden, sich erneut für den Abschluss eines Handelsabkommens einzusetzen.

Stärkung der transatlantischen Souveränität als Kernanliegen der Unternehmen

Nach den pandemiebedingten Lieferkettenproblemen und den Verwerfungen der Handelsbeziehungen mit Russland stellt sich vielerorts die Frage, wie abhängig die westlichen Volkswirtschaften von Importen sind. Im Business Barometer 2023 wurde daher gefragt, welche Handlungsfelder für die Unternehmen besonders relevant zur Stärkung der transatlantischen Souveränität sind.

Eine stärkere gemeinsame Positionierung in wirtschaftspolitischen Fragen wird auf beiden Seiten des Atlantiks als wichtigstes Handlungsfeld gesehen. Die Unternehmen beider Länder geben darüber hinaus an, dass die transatlantische Zusammenarbeit in strategischen Sicherheitsfragen eine der Prioritäten dabei sein sollte.

US-Unternehmen werden zögerlicher bei Investitionen in Deutschland

Die Verwerfungen der Handelsbeziehungen mit Russland haben sich im vergangenen Jahr insbesondere mit Blick auf die Energieversorgung Deutschlands bemerkbar gemacht. Die Preise für Strom und Gas hatten sich im vergangenen Jahr zwischenzeitlich vervielfacht. Auch wenn sie zuletzt wieder gesunken sind, befinden sie sich weiterhin auf einem hohen Niveau.

Zwar ergab unsere Untersuchung, dass gut 80% der befragten US-Unternehmen in Deutschland keine Auswirkungen der hohen Energiepreise auf ihre Geschäftstätigkeit sieht. Mit Blick auf zukünftige Investitionen in Deutschland äußert sich ein Drittel der US-Unternehmen aber verhalten: 27% der Befragten wollen ihre Investitionstätigkeit in Deutschland aufgrund der gestiegenen Energiepreise verringern und 6% sogar temporär stoppen. Immerhin: Fast 10% wollen ihre Aktivitäten erhöhen, was auf Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen hindeutet.

Etwa ein Drittel der Mutterkonzerne der befragten deutschen Unternehmen in den USA plant aufgrund der dort günstigeren Energiepreise und stabileren Versorgungssicherheit, weitere Teile der Produktion in die USA zu verlagern.

Standortattraktivität Deutschlands leidet unter Energiekrise

Die hohen Kosten für Energie beeinflussen auch die Attraktivität des Standorts Deutschland: Vier von fünf der befragten US-Unternehmen bewerten die Energiekosten als schlecht bzw. weniger gut. Kein Unternehmen sieht Deutschland in diesem Bereich gut aufgestellt.

Den Standort Deutschland insgesamt beurteilt nur noch etwa jedes dritte US-Unternehmen als gut oder sehr gut. Im Vorjahr waren es noch fast 60%. Neben den Kosten für Energie kritisieren die US-Unternehmen auch die Arbeitskosten, die Verfügbarkeit von Arbeitskräften und die Unternehmensbesteuerung. Gut schneidet Deutschland hingegen bei der Qualität von Mitarbeitern, Zuliefernetzwerken sowie Forschung und Entwicklung ab.

Im Vergleich dazu werden die USA deutlich besser bewertet: 74% der deutschen Unternehmen stufen den Standort USA als gut oder sehr gut ein. Besonders positiv werden das Potenzial als Absatzmarkt, die Energiekosten sowie die Rahmenbedinungen für Unternehmertum und Start-ups gesehen. Nachholbedarf besteht in den USA aber bei den Arbeitskosten, der Visaerteilung und der allgemeinen Verlässlichkeit der Politik.

Das Business Barometer zeichnet damit ein gemischtes Bild der aktuellen Lage. Einerseits zeigen die Ergebnisse, wie robust die Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks – trotz vieler Krisen – aufgestellt sind. Andererseits legen die Unternehmen bei entscheidenden Standortfaktoren und der aktuellen transatlantischen Kooperation den Finger in die Wunde. Es zeigt sich, dass der Reformbedarf in Deutschland höher ist als in den USA und dass sich die Unternehmen eine Intensivierung der transatlantischen Zusammenarbeit wünschen.

Für das Transatlantic Business Barometer 2023 wurden im Januar und Februar 2023 33 US-Unternehmen mit einem Standort und Umsatz von insgesamt mehr als 36 Mrd. € in Deutschland sowie 24 deutsche Unternehmen mit einem Standort und Umsatz von mehr als 97 Mrd. € in den USA befragt.

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Studie

AmCham Germany Transatlantic Business Barometer 2023

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Das Transatlantic Business Barometer fasst die Ergebnisse einer Befragung deutscher und US-amerikanischer Tochterunternehmen im jeweils anderen Land zu Geschäftsbedingungen und Standortfaktoren zusammen.

Veröffentlicht März 2023. Vorhanden in
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