Ein neuer Bauplan für Innovation
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Die aktuelle Ausgabe von Think:Act macht uns in einer Ära knapper Ressourcen und Unsicherheit fit für die Innovationen der Zukunft.
von Bennett Voyles
Fotos von © Eames Office, LLC. All rights reserved.
Die offene und spielerische Art der Eames, Ideen zu entwickeln, wirkt bis heute inspirierend
Sogar heute, fast 50 Jahre nach ihrem Tod, prägen Charles und Ray Eames die Designwelt. Das berühmte Designerpaar hinterließ weit mehr als nur den legendären Eames Chair und die Sling Chairs, die heute in Flughäfen auf der ganzen Welt zum vertrauten Erscheinungsbild gehören. Steve Jobs bezeichnete das Paar aus Los Angeles als eine seiner Inspirationsquellen. Das von ihnen entwickelte Studiomodell revolutionierte Arbeitsprozesse über die Designbranche hinaus. Innovationsexperten sehen IDEO, Apple, Pixar und andere kreativ tätige Unternehmen als direkte Erben der Managementprinzipien, die das Eames Office schon in den 1940er-Jahren praktizierte.
Das kreative Chaos im 2.000 Quadratmeter großen Eames-Studio umfasste zu seinen besten Zeiten "Ausstellungsschilder, Möbelprototypen, eine Forschungsbibliothek, einen Filmraum, flexible Wände und eine Spielzeug-Krake", heißt es auf der Website des Eames Office. Was war ihr Erfolgsrezept für brillantes Design?
Charles und Ray Eames begannen ihre Entwürfe mit einer genauen Analyse der Kundenwünsche. Ob Sitzmöbel für Flughäfen oder Büros, ihre Arbeit begann stets damit, die gewünschte Funktion zu verstehen. Charles Eames beschrieb das als Prozess, mit dem die Grenzen eines Problems erfasst wurden: "Design hängt in hohem Maße von Beschränkungen ab, […] von der Fähigkeit des Designers, so viele Einschränkungen wie möglich zu erkennen, und von seiner Bereitschaft und seinem Enthusiasmus, innerhalb dieser Grenzen zu arbeiten." Die Eames entwickelten nur Neues, wenn ein Bedürfnis nicht auf konventionelle Weise befriedigt werden konnte. "Schaffe Neues nur, wenn es nicht anders geht", riet Charles.
Designer zu sein bedeutete für Charles, wie ein aufmerksamer Gastgeber zu denken, der die Wünsche seiner Gäste vorausahnt. Gutes Design war für ihn Problemlösung: "Design ist ein Plan, um Elemente so anzuordnen, dass sie einen bestimmten Zweck bestmöglich erfüllen." Sein Kollege Bill Lacey pflichtete bei: "Einen Eames-Stil gibt es nicht", betonte er, "nur ein Erbe intelligent und elegant gelöster Probleme."
"Wo liegen die Grenzen des Designs?", wurde Charles Eames einmal gefragt. "Wo sind die Grenzen der Probleme?", antwortete er. Groß denken, nichts verschwenden: Als Zeitzeugen der Wirtschaftskrise der 1930er-Jahre legte das Paar Wert auf günstige Materialien und eine effiziente Produktion. Ihr Ziel war es, gutes Design für die breite Masse zu erschwinglichen Preisen anzubieten – gemäß Charles' Motto: "das Beste für die meisten zum geringsten Preis". Und oft gelang das. Der Eames Lounge Chair bestand aus Sperrholz und wurde mit einer selbst erfundenen Maschine geformt. In den boomenden USA der Nachkriegszeit wurden robuste, flexible und bezahlbare Produkte zum Geschäftserfolg.
Die Eames waren bekannt dafür, dass sie die Fotografie, den Modellbau und Nachbauten in Originalgröße nutzten, um ihre Ideen zu testen und zu verfeinern. Sowohl für Charles, der Architektur studiert hatte, als auch für Ray, eine ausgebildete Malerin, war es wichtig, Dinge aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. "Das Schöne an einem Modell ist, dass man mit ihm spielen kann. Man kann Dinge ausprobieren, deren Erprobung in der 'Realität' mühsam, kostspielig oder schlicht unmöglich wäre", sagte Charles. Ray sah in Modellen ein Kommunikationsmittel. Und ihr Mann war überzeugt, dass Modelle eine Gesellschaft prägen: "Modelle sind letztlich das, was wir an die nächste Generation weiterreichen. Die 'Kultur' einer Zeit ist die Summe ihrer Modelle."
Die Eames gestalteten ihre Arbeit oft spielerisch. "Spielzeug ist nicht so unwichtig, wie es scheint. Spielzeug und Spiele sind Wegbereiter für ernsthafte Ideen", sagte Charles. Gastierte ein Zirkus in der Stadt, dann schickten die Eames manchmal das ganze Studio los, um Fotos zu machen. An anderen Tagen kamen die Mitarbeiter zur Arbeit und fanden versetzte Wände vor, um Platz für eines der zahllosen Nebenprojekte des Paars zu schaffen. Einige davon, wie Toccata for Toy Trains (1957), waren sehr aufwendig. Für den preisgekrönten 14-Minuten-Film aus ihrem Studio komponierte Oscar-Gewinner Elmer Bernstein die Musik. "Nehmen Sie Ihren Spaß ernst", empfahl Charles Eames.
Die aktuelle Ausgabe von Think:Act macht uns in einer Ära knapper Ressourcen und Unsicherheit fit für die Innovationen der Zukunft.