Next Generation Manufacturing

Next Generation Manufacturing

Sechs Megatrends ermöglichen Unternehmen, ihre Fertigung zukunftssicher aufzustellen

Große Fabriken, die viel CO2 produzieren – in Entwicklungsländern, zu niedrigen Löhnen und am laufenden Band. Das sind die Bilder, die viele Menschen mit dem Thema industrielle Fertigung verbinden. Aber nicht mehr lange.

Denn für die Produktion ist ein spannendes Kapitel angebrochen: Next Generation Manufacturing (NGM). Weltweit haben sechs Megatrends eine entscheidende Phase erreicht – Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Individualisierung, Lokalisierung, Populismus und Disruption der Industrie. Diese Entwicklung eröffnet Produzenten die Möglichkeit, die genannten Trends zum eigenen Vorteil zu nutzen und sich von Wettbewerbern zu differenzieren.

In einer globalen Umfrage von Roland Berger unter 200 Führungskräften gaben 80 Prozent an, dass ihr Unternehmen gezwungen ist, Kosten und Effizienz kontinuierlich zu optimieren. Fast alle gehen davon aus, dass dieser Druck in den kommenden Jahren anhalten oder zunehmen wird.

Veränderte Wahrnehmung der Produktion

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist das verarbeitende Gewerbe ein wichtiger Faktor für wirtschaftlichen Wohlstand. Noch heute bildet die traditionelle Produktion das Rückgrat der Weltwirtschaft und steuert schätzungsweise 16 Prozent zur globalen Wirtschaftsleistung bei. Dieser Anteil fällt noch höher aus, berücksichtigt man die damit verbundenen Dienstleistungen.

In den vergangenen Jahrzehnten hat die Industrieproduktion jedoch zunehmend an Ansehen verloren. Je stärker etwa das Thema Nachhaltigkeit in den Vordergrund rückte, desto offensichtlicher wurden die negativen Auswirkungen der Branche auf den Klimawandel. Auch das Outsourcing von Produkten und Produktionsschritten in Entwicklungsländer wird zunehmend kritisch hinterfragt und verliert in der Öffentlichkeit immer stärker an Rückhalt.

Darüber hinaus haben weltweit einschneidende Ereignisse die Schwachstellen der globalen Produktionsnetzwerke aufgezeigt, von der die meisten Hersteller heute abhängig sind: Covid-19, die Blockade des Suezkanals und die Ukraine-Russland-Krise haben Unternehmen gezwungen, ihre globale Präsenz, ihr Lieferkettennetz und ihre Logistik zu überdenken. Die nächste Krise ist nur eine Frage der Zeit. Daher müssen Unternehmen bei der Umsetzung von Strategien und Projekten zur Risikominderung schneller und flexibler vorgehen, als dies heute oft möglich ist.

Wettbewerbsfähigkeit ist mehr als niedrige Kosten und hohe Produktivität

Zu den traditionellen Zielen effizienten Managements gehörten schon immer niedrige Kosten bei einer hohen Produktivität. Doch aufgrund der sich wandelnden Trends und veränderten Kundenwahrnehmung gelten zunehmend neue Kriterien für die Bewertung der Produktion.

Beispielsweise ist die Auslagerung von Produktionsprozessen in Länder mit billigeren Arbeitskräften schwieriger geworden, weil sich die öffentliche und politische Meinung geändert hat. Dies wiederum hat zu verstärkten Anstrengungen bei der Digitalisierung und Lokalisierung geführt. Ein mögliches Beispiel welches mehr an Bedeutung gewinnt: Das Asset-Light-Geschäftsmodell, bei dem die Prozesse in der Fertigung komplett von externen Anbietern übernommen werden – um sich ausschließlich auf Design, Branding, Marketing und Vertrieb zu konzentrieren und die Optimierung in diesen Bereichen zu forcieren.

In Anbetracht der zahlreichen Herausforderungen mag der Rückzug aus der Produktion als kluge Maßnahme erscheinen. Langfristig gesehen wird er sich jedoch als strategischer Fehler erweisen. Wenn sich das Management von der Produktion distanziert und sie als Belastung betrachtet, legt es sich selbst Steine in den Weg und verliert am Ende den Wettbewerbsvorteil, den es in turbulenten Zeiten dringend benötigt. Next Generation Manufacturing ist ein strategischer Lösungsansatz, um sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen, und langfristigen Geschäftserfolg zu erzielen.

Neue Möglichkeiten zur Differenzierung

Bei der „Wettbewerbsfähigkeit“ geht es nicht mehr nur um die Kosten, sondern um ein viel breiteres Spektrum, in das Faktoren wie CO2-Emissionen, grüne Energie, die Komplexität der Lieferkette, Flexibilität und Abhängigkeit viel stärker einfließen. Wer die sechs Megatrends kennt und sie in die eigene Strategie integriert, kann rentabler, flexibler und nachhaltiger agieren.

Die sechs Megatrends

  • Nachhaltigkeit ist ein Trend, der auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird und der bei kluger Umsetzung ökologische Vorteile mit sich bringen kann.
  • Ein verstärkter Fokus auf die Lokalisierung zielt darauf ab, Risiken für Unternehmen im Zusammenhang mit internationalen Lieferketten und geopolitischen Ereignissen zu minimieren und die regionale Wirtschaft – entsprechend dem wachsenden Wunsch von Verbrauchern – zu unterstützen.
  • Populistische Regierungen schaffen zunehmend Anreize für Unternehmungen, die heimische Produktion zu fördern und ihre Abhängigkeit von Importen zu verringern.
  • Ist aktuelle die Fertigung auf Massenproduktion ausgelegt, ist diese in der Regel nicht die wachsende Nachfrage nach Individualisierung und maßgeschneiderten Produkten zu befriedigen. Eine Adaption der Produktion kann notwendig sein um die gestiegene Komplexität zu ermöglichen.
  • Disruption der Industrie, wie sie beispielsweise durch Shared Economy Ansätze oder den Umstieg vom Verbrenner auf Elektrofahrzeuge hervorgerufen wird, hat ebenfalls einen großen Einfluss auf die Fertigungsbranche, weil sie andere technische Fähigkeiten und Businessmodelle erfordert.
  • Der rasante Aufstieg der Digitalisierung und der Industrie 4.0 verändert die Fertigung in vielen Bereichen. So lassen sich zum Beispiel durch den Umstieg auf eine Smart Factory erhebliche Effizienz- und Flexibilitätsvorteile erreichen.

Die aktuellen und künftigen Auswirkungen dieser Trends sind je nach Sektor unterschiedlich. Entsprechend divers ist der Bedarf an Know-how, Entwicklung und Beratung. So spielt etwa das Thema Nachhaltigkeit in der Mode- und Konsumgüterindustrie eine übergeordnete Rolle. Andere Industrien profitieren stark von Automatisierung und der digitale Optimierung von Prozessen. Zudem variiert das Ausmaß der einzelnen Trends von Region zu Region. Unser NGM Country Radar zeigt welche grundsätzlichen Voraussetzungen ein Land für Nutzung der sechs Trends heute bereits bereitstellt.

Sicherung des Wettbewerbsvorteils

Die Notwendigkeit, dass Unternehmen die traditionelle Produktion überdenken, war noch nie so groß wie heute. Dank der Beratung durch Roland Berger, basierend auf langjähriger Erfahrung und Expertise, sind unsere Kunden in der Lage, das Konzept Next Generation Manufacturing zu implementieren und robustere, innovationsgetriebene Ansätze zu entwickeln. Unter Berücksichtigung der sechs Megatrends können Unternehmen ihre Fertigungskompetenzen und Produktionsanlagen in einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verwandeln.

Next Generation Manufacturing lädt Unternehmen dazu ein, ihre Strategien zu überdenken und die eigene Produktion zukunftssicher aufzustellen. Der Fertigungsbranche stehen neue und maßgeschneiderte Lösungen zur Verfügung, um auf die sich verändernden Kundenbedürfnisse in allen Branchen einzugehen und individuell Verbesserungen zu erzielen. War es in der Vergangenheit üblich, dass sich Unternehmen vor allem darauf konzentrieren, die eigene Produktivität zu steigern und gleichzeitig die Kosten zu senken, werden die Herausforderungen angesichts der sechs Megatrends komplexer: Nur wer für seine Fertigung Ansätze findet, die diese Trends berücksichtigen, wird auch in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben.

Publikationen

Roland Berger veröffentlicht regelmäßig Beiträge zum Thema Next Generation Manufacturing und zu den Chancen, die sich für Unternehmen daraus ergeben. Unten finden Sie eine Auswahl unserer aktuellen Publikationen mit neuesten Forschungsergebnissen, Experteneinschätzungen und Zukunftsszenarien.

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